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Die Entstehung von Gezeiten – Woher kommen Ebbe und Flut?

Gezeiten - Ebbe und FlutDie Entstehung von Gezeiten – Woher kommen Ebbe und Flut? - Foto: © salajean #278756799 - stock.adobe.com

An der Nordsee lässt sich ein interessantes Schauspiel beobachten. Für ganze sechs Stunden liegen tausende von Quadratkilometern an Strand im Bereich der deutschen und niederländischen Nordseeküste im Trockenen. Nach sechs Stunden kommt die Flut und überrennt den zuvor trockenen Sand mit salzigem Meerwasser. Die Rede ist von den Gezeiten Ebbe und Flut, die an der Nordseeküste entlang zur Entstehung des Wattenmeers maßgeblich beigetragen haben. „Wattenmeer“ übrigens deshalb, weil zu Zeiten der Ebbe die Möglichkeit besteht, die ansonsten überfluteten Bereiche zu Fuß zu durchwaten.
Das Wattenmeer stellt inzwischen eine der artenreichsten Naturlandschaften auf der ganzen Welt dar und reicht von den Niederlanden, über die deutsche Nordseeküste bis nach Dänemark.

Welche Ursache steckt hinter Ebbe und Flut?

Ursächlich für die Gezeiten ist die gegenseitige Wirkung von Erde und Mond. Der Mond zieht trotz seiner Distanz zur Erde von mehreren hunderttausend Kilometern das Wasser mit seinen Gravitationskräften an. Da unsere Erde ständig in Bewegung ist, ist nicht immer die gleiche Seite der Erde dem Mond zugewandt.

Die kurzzeitige Flut entsteht also immer da, wo die Nähe zum Mond am größten ist.

Die Rede ist dann vom sogenannten Flutberg. Gleichzeitig kommt es aber auch an den dem Mond abgewandten Stellen aufgrund der Fliehkraft zu einem zweiten Flutberg. Folglich entstehen zwischen den beiden Flutbergen sogenannte Ebbtäler. Aufgrund der Erdrotation gibt es dadurch zweimal am Tag Hochwasser, die sogenannte Flut, und zweimal am Tag Niedrigwasser, die sogenannte Ebbe.

Entstehung von Gezeiten - Grafik
Ursächlich für die Gezeiten ist die gegenseitige Wirkung von Erde und Mond – Foto: © VectorMine #199114425 – stock.adobe.com

Das Wattenmeer erkunden

Während der Ebbe werden entlang der Nordseeküste gerne Wattwanderungen angeboten, denn der Anblick der meterweiten Trockenphase ist ein Highlight für jeden Nordsee-Touristen. Bis zu 40 Kilometer reicht das trockene Festland während der Ebbe teilweise in die offene See hinaus.
Wo normalerweise Wasser steht, kann man sich zu Zeiten der Ebbe mit fast trockenen Füßen aufhalten, Nordseeluft einatmen und die maritime Atmosphäre auf sich wirken lassen.

An manchen Stellen sind feine Prielen zu entdecken, die darauf hindeuten, dass bis vor wenigen Stunden noch alles unter Wasser stand – und dies auch in Kürze erneut so sein wird. Dennoch herrscht vorerst für einige Stunden Ruhe. Einsiedlerkrebse und Garnelen tauchen auf. Auch Muscheln und Hinterlassenschaften der Wattwürmer kommen zum Vorschein.

Wattwanderung
Während der Ebbe werden entlang der Nordseeküste gerne Wattwanderungen angeboten, denn der Anblick der meterweiten Trockenphase ist ein Highlight für jeden Nordsee-Touristen – Foto: © REMINDFILMS #51310779 – stock.adobe.com

Ein UNESCO-Welterbe

Das Wattenmeer an der Nordsee ist das größte Wattenmeer weltweit und gilt seit dem Jahr 2009 sogar als UNESCO Welterbe. Dies hat es seinem außergewöhnlichen universtellen Wert zu verdanken. Das mag unter anderem daran liegen, dass das Wattenmeer nicht nur als Laichstätte für Meeresbewohner dient, sondern auch Millionen von Zugvögeln auf ihrer Reise durch Europa ihre Rast im Wattenmeer abhalten.

Es ist ein hoch sensibles und zugleich einzigartiges Ökosystem, das Lebensraum für über 10.000 Arten von Pflanzen, Tieren, Pilzen und Einzellern.

Der Wattboden weist drei unterschiedliche Sedimentzonen auf. Das sogenannte Schlickwatt nahe des Küstenbereichs stellt den wertvollsten Lebensraum im Wattenmeer dar. Es handelt sich dabei um die Art von Watt, welches beim Auftreten zwischen den einzelnen Zehen wieder herausquillt. Darin enthalten sind Tonsedimente, sowie zermahlene organische Überreste. Daneben gibt es noch den Misch- und Sandwatt, welches beides in Richtung Meer anzutreffen ist.

Wattenküsten gibt es aber nicht nur an der Nordsee, sondern auf der ganzen Welt. Bedeutende und somit auch bekannte Wattenmeere sind zum Beispiel in Korea und in Frankreich am Atlantik vorzufinden. Aber auch Japan, Irland, England und sogar die USA besitzen Küsten, die von den Gezeiten geprägt sind.