Natur

Schwindende Insektenpopulationen im Wald

Schwindende Insektenpopulationen im Wald - Foto: © Fernando #601836668 - stock.adobe.com

Insektenpopulationen schwinden in Wäldern und Agrarlandschaften zunehmend. Darauf verweist die bislang größte Studie ihrer Art.

Zunehmender Maisanbau und Pestizide als Grund

In ausgeräumten Agrarlandschaften können Insekten nur noch unter erschwerten Bedingungen leben. Zunehmender Maisanbau, immer mehr Pestizide, unbewirtschaftete Flächen oder der Rückgang blühender Randstreifen erschwert die Existenz der summenden Sechsbeiner deutlich.

Diese Entwicklung bestätigt nun eine große Studie des Krefelder Entomologenvereins.

Zunehmender Maisanbau und Pestizide als Grund
Zunehmender Maisanbau und Pestizide als Grund – Foto: © marritch #346970887 – stock.adobe.com

Unvollständige Datenlage

Genaue Fakten über die Entwicklung sogenannter Schadinsekten liegen bislang kaum vor. Dieser Thematik widmeten sich nun Wissenschaftler der Technischen Universitäten Darmstadt und München, die eine aktuelle Studie zu der Problematik in der Fachzeitschrift „Natur Communications Biology“ veröffentlichten.

Die Forscher und Forscherinnen untersuchten die Entwicklung von über 1.800 Insektenarten während des Zeitraums von 2008 bis 2017.

Entwicklung sogenannter Schadinsekten
Genaue Fakten über die Entwicklung sogenannter Schadinsekten liegen bislang kaum vor – Foto: © fpic #201511721 – stock.adobe.com

Untersuchungen in mehreren deutschen Regionen

Untersuchte Regionen sind der Nationalpark Hainich in Thüringen, das UNESCO-Biosphärenreservat Schwäbische Alb in Baden-Württemberg sowie das UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in Brandenburg.

Ursprünglich vermuteten die Forschenden, dass Insektenpopulationen im Wald stabil sind. Diese Annahme hatten die Wissenschaftler, weil sie dachten, dass der Wald bis dahin weitgehend nicht durch gestörte Agrarlandschaften beeinflusst wurde. Doch sie täuschten sich, da ungefähr 60 Prozent aller untersuchten Tierarten rückläufig waren.

Deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Tierarten

Die Unterschiede zwischen einzelnen Tierarten sind jedoch eklatant. Besonders große Verluste wurden bei häufigeren und größeren Spezies vermerkt.

Ein massiver Artenrückgang bezog sich beispielsweise auf Insekten, die sich räuberisch ernähren oder deren Ernährungsgrundlage Totholz ist.

Der Anteil an Pflanzenfressern nahm hingegen zu. Die Differenzen bezogen sich ebenfalls auf Lebensräume. Während die Verluste in einstigen Buchenwäldern des Hainichs vergleichsweise gering ausfielen, herrschen in Wäldern mit angepflanzten Kiefern und Fichten wesentlich besorgniserregende Bedingungen. Außerdem stellten die Forschenden fest, dass der Rückgang in Wäldern mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung wesentlich höher ausfiel als in geschützten Waldgebieten ohne wirtschaftliche Nutzung.

Eine Folge des Klimawandels

Wie Michael Staab von der TU Darmstadt als Hauptautor der Untersuchung betonte, wird sich der Artenschwund auch zukünftig auf in Wäldern heimische Organismen auswirken. Komplette Nahrungsnetze drohen zu zerfallen – beispielsweise aufgrund zunehmender Trockenheit. Drastische Veränderungen bezweckt beispielsweise die Klimakrise.

Nach Aussagen der Wissenschaftler wird sich erst im Laufe der Zeit herausstellen, wie sich die veränderten klimatischen Bedingungen spezifisch auf die Insektenpopulatioen auswirken. Aktuelle Entwicklungen sprechen für sich. Schon jetzt werden vier von fünf Bäumen in Deutschlands Wäldern als geschädigt eingestuft. Für diese traurige Tendenz sind beispielsweise mehrere aufeinanderfolgende Dürrejahre verantwortlich.