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Private Erfinder in Deutschland: Eine aussterbende Art

Private Erfinder in DeutschlandPrivate Erfinder in Deutschland: Eine aussterbende Art - Foto: © Halfpoint #263830280 - stock.adobe.com

Seit Jahrhunderten ist Deutschland als Land der Erfinder und Tüftler bekannt. Daran änderte sich auch nichts in jüngster Vergangenheit. Die meisten Erfindungen entspringen jedoch nicht privaten Garagen und Kellern, sondern großen Konzernen. Immer häufiger drohen private Innovationen zu scheitern.

Deutlich mehr Patente durch Konzerne und Unternehmen

Für Deutschland als Innovationsstandort spielen private Erfinder eine zunehmend unbedeutende Rolle. Der Anteil an angemeldeten Patenten bewegt sich zwar auf einem konstanten Niveau. Dennoch gibt es immer weniger private und unabhängige Tüftler.

Noch in der Mitte der 1990er Jahre wurde ein knappes Viertel aller Patente durch Privatpersonen angemeldet.

Dieser Anteil belief sich im Jahr 2020 nur noch auf sieben Prozent. Das sind die aktuellsten Daten, die das Institut der deutschen Wirtschaft bislang veröffentlichen konnte. Der Institutsexperte Oliver Koppel spricht von einem dramatischen Rückgang.

Deutlich mehr Patente durch Konzerne und Unternehmen
Deutlich mehr Patente durch Konzerne und Unternehmen – Foto: © Tierney #331772566 – stock.adobe.com

Zu komplexe Technologien

Diese besorgniserregende Entwicklung ist auf viele unterschiedliche Gründe zurückzuführen. Immer mehr Konzerne kümmern sich um Innovationen. Einzelne und private Erfinder stehen vor großen Herausforderungen. Sie kommen nur schwer gegen innovative Forschungsabteilungen von großen renommierten Unternehmen an.

Zahlreiche Technologien sind mittlerweile so komplex, dass damit einhergehende Besonderheiten für Einzelpersonen nur noch schwer bewältigt werden können. Erschwerend kommt hinzu, dass Deutschland vor etwa einem Jahrzehnt die meisten Förderungen für private Erfinder von der Liste strich. Seitdem gibt es beispielsweise keine finanzielle Unterstützung mehr für sogenannte Erfinderclubs.

Zu komplexe Technologien
Zahlreiche Technologien sind mittlerweile so komplex, dass damit einhergehende Besonderheiten für Einzelpersonen nur noch schwer bewältigt werden können – Foto: © pressmaster #184913943 – stock.adobe.com

Zu wenig Erfinder-Nachwuchs

Zusätzliche Probleme stellen sich durch mangelnde Ausbildungen in Deutschland ein.

Hierzulande gibt es zu wenige „Nachzügler“, die sich Berufen mit mathematischer oder naturwissenschaftlicher Expertise widmen.

Dadurch verkleinert sich das Reservoir an potenziellem Erfinder-Nachwuchs noch einmal zusätzlich. Außerdem bewegt sich der Maschinenbau als einstiger traditioneller Vorzeigesektor der Wirtschaft Deutschlands in einer schweren Patentkrise.

Höherer Frauenanteil: Ein positiver Trend

Eine positive Wendung nimmt der Frauenanteil unter Erfindern. Während im Jahr 1994 nur 4,7 Prozent aller Patente durch Frauen angemeldet wurden, stieg der Anteil an freien Patenten durch Anmelderinnen im Jahr 2020 auf 8,8 Prozent.