Die Altersvorsorge ist ein zentrales Thema, das Bürger in ganz Europa beschäftigt. Jedes Land hat sein eigenes Rentensystem, das sich in Struktur, Leistungen und Finanzierung zum Teil erheblich unterscheidet. Wie stellt sich die Situation in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern dar? Die Rentensysteme in Europa sind sehr heterogen, aber sie haben eine zentrale Gemeinsamkeit: Der demografische Wandel stellt viele Länder vor große Herausforderungen. Um die Altersvorsorge zukunftsfest zu gestalten, sind Reformen und Anpassungen der Systeme unerlässlich. Der Blick über die Grenzen zeigt, dass es vielversprechende Lösungsansätze gibt, von denen auch Deutschland profitieren könnte.
Inhaltsverzeichnis
Rentenmodelle in Europa: Ein Überblick
Die Rentensysteme in Europa lassen sich grob in drei Modelle unterteilen:
- Umlagefinanziertes System: In diesem System werden die Rentenzahlungen durch die Beiträge der zu dem Zeitpunkt Erwerbstätigen finanziert. Dieses umlagefinanzierte System ist sowohl in Deutschland als auch in vielen anderen europäischen Ländern weit verbreitet.
- Kapitalgedecktes System: Dieses System unterscheidet sich stark von dem ersten. Denn hier sparen die Arbeitnehmer selbst für ihre Rente. Sprich diese bekommen später in der Rente jene Beträge, welche sie während ihrer Erwerbstätigkeit angespart haben. Dies erfolgt häufig durch private Rentenversicherungen oder eine betriebliche Altersvorsorge. Dieses System ist v.a. in Ländern wie Großbritannien oder Niederlande verbreitet.
- Mischsysteme: Einige Länder kombinieren die beiden erwähnten Systeme miteinander und schaffen so eine staatliche Grundsicherung und kapitalgedeckte oder private Zusatzversicherungen zu kombinieren um eine stabile Basis zu schaffen.
Das deutsche Umlageverfahren und seine Herausforderungen
Das deutsche Rentensystem basiert auf dem umlagefinanzierten Modell, bei dem die Beiträge der erwerbstätigen Bevölkerung direkt zur Finanzierung der Renten verwendet werden. Dies funktioniert bei einer passenden Altersstruktur, bestenfalls bei einer Alterspyramide mit einer stabilen breiten Basis und wenigen älteren Menschen. Denn in dieser Konstellation gibt es genügend Beitragszahler, welche in das System einzahlen und für stabile Rentenzahlungen sorgen. Doch hier klafft zwischen der Idealvorstellung und der demografischen Entwicklung Deutschlands eine große Lücke.
Es gibt immer mehr Rentner, für welche immer weniger Beitragszahler aufkommen müssen, und stellt dieses System vor erhebliche Herausforderungen.
Zwei Auswirkungen davon werden im Nachfolgenden aufgeführt:
- Beitrags- und Rentenniveau: Das durchschnittliche Rentenniveau in Deutschland liegt derzeit bei lediglich 48 %, gemessen am letzten Nettoeinkommen vor der Rente. Dies ist im europäischen Vergleich als eher niedriger Wert anzusehen ist. Österreich weist hier z.B. einen Wert von rund 80 % aus, was das Land zu einem der Spitzenreiter in Europa macht.
- Finanzielle Nachhaltigkeit: Durch den demografischen Wandel und die Alterung der Bevölkerung in Deutschland ist der Druck auf das Rentensystem enorm. Außerdem soll sich dieser Effekt in den nächsten Jahren noch weiter verstärken. Nach aktuellen Prognosen ist davon auszugehen, dass der Anteil der Menschen im Rentenalter in den kommenden Jahrzehnten deutlich steigen wird, während die Zahl der Erwerbstätigen sinkt. Dieser Effekt kann zwei Auswirkungen haben: Entweder das Rentenniveau in Deutschland sinkt weiter oder die Erwerbstätigen müssen einen immer größeren Beitrag in die Rentenversicherung bezahlen. Denkbar ist hier natürlich auch eine Kombination von beiden Effekten.
Gemischte Systeme als möglicher Lösungsansatz
Um die Herausforderungen des demografischen Wandels zu bewältigen, setzen einige Länder auf gemischte Rentensysteme mit mehreren Finanzierungssäulen. Ein Beispiel hierfür ist Schweden. Neben der staatlichen Rente wird hier auf private Vorsorgemöglichkeiten gesetzt. Experten sehen in diesem Ansatz einen vielversprechenden Weg, die Nachhaltigkeit und Angemessenheit der Renten zu stärken. Das niederländische Rentensystem basiert auf drei Säulen.
Hier wird die staatliche Grundrente mit einer betrieblichen Altersvorsorge und der privaten Vorsorge kombiniert.
Besonders die betriebliche Altersvorsorge ist in den Niederlanden weit verbreitet und gilt als eine der besten weltweit.
Dieses System ist stark kapitalgedeckt, was es weniger anfällig für demografische Veränderungen macht.
Reformbedarf und Lösungsansätze
Um die Herausforderungen des demografischen Wandels zu bewältigen und die Angemessenheit der Renten zu erhöhen, sind Reformen der Rentensysteme in vielen europäischen Ländern, einschließlich Deutschland, erforderlich. Experten empfehlen den Ausbau gemischter Systeme mit mehreren Finanzierungssäulen als vielversprechenden Ansatz.
Mehr Wissenswertes zum Thema Rente in Deutschland gibt es auch in den Artikeln von NIUS.