Die meisten Menschen wünschen sich ein langes und gesundes Leben. Mit einer gesunden Lebensweise und der richtigen Ernährung kann jeder einen Beitrag für ein gesundes Leben und eine höhere Lebenserwartung leisten. Auf die Lebenserwartung wirken sich verschiedene Faktoren aus, zu denen der Lebensstil, die Lebensumstände und die genetischen Grundvoraussetzungen gehören. Ein Faktor ist das Geschlecht, denn im Schnitt leben Frauen vier bis fünf Jahre länger als Männer.
Forscher haben herausgefunden, dass sich die Lebenserwartung berechnen lässt. In einer Studie hat eine Arbeitsgruppe des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg verschiedene Faktoren zusammengetragen, um die Lebensdauer zu ermitteln.
Inhaltsverzeichnis
Lebensstil als Faktor für die Lebenserwartung
Der Lebensstil hat entscheidenden Einfluss darauf, wie alt ein Mensch wird. Geht es darum, die Lebenserwartung abzuschätzen, spielen Ernährung, sportliche Aktivität, Bewegung und Trinkverhalten eine wichtige Rolle.
In ihrer Studie berücksichtigten die Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums den Lebensstil als bestimmenden Faktor.
Sie stellten fest, dass Frauen mit einem gesunden Lebensstil ihre Lebensdauer um 9,87 Jahre und Männer sogar um 16,8 Jahre erhöhen können. Die deutlich höhere Zahl an Jahren bei Männern ist einerseits darin begründet, dass Frauen im Schnitt eine höhere Lebenserwartung als Männer haben. Ein weiterer Grund liegt darin, dass Frauen zumeist einen gesünderen Lebensstil als Männer pflegen.
Verlust an Lebensjahren durch Lebensstil-Risikofaktoren
Im Rahmen ihrer Studie über die Auswirkung des Lebensstils auf die Lebenserwartung nahmen die Forscher einzelne Lebensstil-Faktoren genauer unter die Lupe. Sie stellten fest, wie viele Lebensjahre durch ungesunde Lebensstil-Faktoren bei Männern und Frauen verlorengehen:
- Konsum von weniger als 200 Gramm Obst und Gemüse am Tag bei Männern 1,3 Lebensjahre und bei Frauen 0,8 Lebensjahre
- Konsum von mehr als 120 Gramm rotem Fleisch oder Wurst am Tag bei Männern 1,4 Lebensjahre und bei Frauen 2,4 Lebensjahre
- geringe körperliche Aktivität bei Männern 0,4 Lebensjahre und bei Frauen 1,1 Lebensjahre
- hoher Alkoholkonsum bei Männern 3,1 Lebensjahre und bei Frauen 1,0 Lebensjahre
- Adipositas bei Männern 3,1 Lebensjahre und bei Frauen 3,2 Lebensjahre
- Rauchen mit mehr als zehn Zigaretten am Tag bei Männern 9,4 Lebensjahre und bei Frauen 7,3 Lebensjahre
Mehrere solcher ungesunden Faktoren in Kombination kosten entsprechend viele Lebensjahre. Umgekehrt kann ein Mensch zu einer hohen Lebenserwartung beitragen, wenn er einen gesunden Lebensstil führt und alle diese Risikofaktoren weglässt.
Auswirkungen der Genetik auf die Lebenserwartung
Um zu bestimmen, wie sich die Genetik auf die Lebenserwartung auswirkt, nahmen die Forscher Messungen verschiedener Marker im Blut vor. Sie wählten Marker aus, die im direkten Zusammenhang mit der Lebenserwartung stehen und verlässlich messbar sind.
Die Forscher wählten die folgenden Marker aus:
- Growth differentiation factor 15 (Wachstumsdifferenzierungsfaktor), der oxidativen Stress, Mitochondrien-Fehlfunktionen und Entzündungen anzeigt
- Cystatin-C-Spiegel, der über die Nierenfunktion informiert
- NT-proBNP, der Hinweise auf Herzschäden liefert
- Glykohämoglobin HbA1c als Hinweis auf Diabetes und ungesunden Stoffwechsel
- C-reaktives Protein CRP als Marker für systemische Entzündung
Die Kombination aus ungesundem Lebensstil und diesen Markern, die auf einen schlechten Gesundheitszustand hindeuten, ergibt bei Männern insgesamt 22,7 Lebensjahre weniger und bei Frauen 14 Lebensjahre weniger. Auch hier ist dieser Unterschied wieder in der durchschnittlich längeren Lebenserwartung von Frauen und in deren gesünderem Lebensstil begründet.
Auswirkungen des Lebensstils auf das Krebsrisiko
Die Wissenschaftler des DKFZ in Heidelberg stellten fest, dass der Lebensstil die Wahrscheinlichkeit beeinflusst, an Krebs zu erkranken.
Sie fanden heraus, dass viele Deutsche nicht über die wichtigsten Krebsrisiken Bescheid wissen.
Die größten Risikofaktoren für Krebs sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO):
- Alkohol
- Rauchen, darunter auch passives Rauchen
- ultraviolette Strahlung
- ungesunde Ernährung
- rotes und verarbeitetes Fleisch
- zuckerhaltige Getränke
- geringe körperliche Aktivität
- Übergewicht
Warum sterben Männer früher als Frauen?
Angesichts der Ergebnisse der Studie zu den Lebensjahren und dem Einfluss von Lebensstil und genetischen Faktoren drängt sich die Frage auf, warum die Lebenserwartung von Männern im Schnitt niedriger als von Frauen ist. Der Grund dafür ist das Y-Chromosom bei Männern. Die X- und Y-Chromosomen tragen die Erbinformationen in den Körperzellen. Frauen haben in ihren Zellen zwei X-Chromosomen, Männer ein X-Chromosom und ein Y-Chromosom.
Das Y-Chromosom ist deutlich kleiner als das Y-Chromosom. Es bestimmt bei der Embryonalentwicklung, dass sich männliche Geschlechtsmerkmale ausprägen. Es kann bei Männern bei der Zellteilung im Laufe des Lebens verlorengehen.
Verlieren Männer im Laufe ihres Lebens das Y-Chromosom, besteht ein höheres Risiko für Alzheimer-Demenz, Diabetes, die Augenkrankheit Makuladegeneration oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Das Y-Chromosom ist bei Männern vor allem in den blutbildenden Zellen im Knochenmark enthalten. Verliert eine Blutstammzelle das Y-Chromosom, ist es auch bei ihren Nachkommen nicht mehr vorhanden. Diese Mutation tritt verstärkt im höheren Lebensalter von Männern auf. Die Blutzellen ohne Y-Chromosom treten bei Männern mit Herzerkrankungen deutlich häufiger auf als bei denjenigen, die nicht unter Herzkrankheiten leiden.