Wer einen zwanghaften Drang verspürt, Glücksspiele zu spielen, der leidet unter Spielsucht, einer anerkannten Suchtkrankheit innerhalb der psychischen Störungen. Zum Teil verspielen Betroffene bei Wetteinsätzen, in Casinos und an Spielautomaten ihr ganzes Vermögen.
Doch was anfangs nur ein Spaß war, endet schnell in einer ernsten Tragödie, denn nicht selten schaffen es Betroffene nicht von alleine aus der Sucht heraus und landen im schlimmsten Fall auf der Straße, weil sie ihre gesamten Besitztümer aufgeben mussten.
Inhaltsverzeichnis
Was genau bedeutet Spielsucht?
Als spielsüchtig wird jemand dann bezeichnet, wenn er Tag für Tag viele Stunden vor einem Spielautomaten, bei Wetten, in Casinos oder bei Online-Spielen mit Geldeinsätzen verbringt. Neben dem finanziellen Verlust werden Betroffene häufig auch mit dem Verlust von Freunden und Familie konfrontiert.
Während Außenstehende die Abhängigkeit in der Regel schnell bemerken, können Betroffene meist überhaupt nicht erkennen, in welche verhängnisvolle Abhängigkeit sie sich begeben haben.
Ähnlich wie bei einer Drogen- oder Alkoholsucht, verlieren Betroffene auch bei Verhaltenssüchten, wie die Spielsucht eine ist, die Kontrolle über ihr Handeln und agieren aufgrund des inneren Zwangs.
Eine Spielsucht kommt selten allein
Neben der Spielsucht leiden Betroffene in der Regel auch noch an weiteren Störungen, so zum Beispiel unter Depressionen, Angst- und Persönlichkeitsstörungen und teilweise auch unter einer Drogensucht.
Spielsüchtige sind außerdem meistens alkoholabhängig und weisen ein vermindertes Selbstwertgefühl auf, welches sie durch die Gewinne wieder ausgleichen möchten.
Wie sieht es mit Videospielen aus?
Auch übermäßiges Gaming an der Konsole oder dem PC, bei dem kein Geld zum -Einsatz kommt, kann sich zu einer Spielsucht entwickeln. Die Diagnose erfolgt, sobald in einem Zeitraum von 12 Monaten die folgenden Kriterien erfüllt sind: Betroffene erleben einen Kontrollverlust, indem sie nicht mehr steuern können, wann, wie lange und wie zeitintensiv sie das Videospiel spielen. Das zweite Kriterium ist das Vernachlässigen anderer Aktivitäten.
Dies wird deutlich, sobald das Gaming zur höchsten Priorität gemacht und davon maßgeblich der Alltag dominiert wird.
Überdies treten für die Betroffenen vermehrt negative Konsequenzen auf, wovon sie sich jedoch nicht groß beeindrucken lassen und ungestört weiterspielen.
Sind diese drei Merkmale gegeben, handelt es sich um eine Videospielsucht.
Woher kommt die Spielsucht?
Die Ursachen einer Spielsucht sind unterschiedlicher Natur. Verschiedene Faktoren können die Entstehung der Sucht begünstigen. Es wird vermutet, dass es eine Wechselwirkung genetischer, biologischer und psychosozialer Einflüsse ist.
Psychosoziale Faktoren
Zu den psychosozialen Einflüssen zählen das geringe Selbstwertgefühl, welches Betroffene zu kompensieren versuchen, sowie negative, zum Teil traumatische Ereignisse in der Vergangenheit. Meist hatten die Betroffenen eine gestörte Beziehung zu ihren Eltern, ihre Bedürfnisse in der Kindheit wurden nicht ausreichend erfüllt. Dadurch haben diese Personen nicht gelernt, mit ihren Gefühlen umzugehen, geschweige denn einen Zugang zu diesen zu finden.
Um sich nicht mit aufkommenden Emotionen auseinandersetzen zu müssen, dient das Spielen als Fluchtort und Ablenkung von den eigentlichen Problemen.
Gewinne geben Abhängigen außerdem das Gefühl, die Kontrolle über ihr Glück zu besitzen, was schlichtweg jedoch nicht der Realität entspricht. Jeder Verlust erzeugt wiederum Aufregung und motiviert, bis zum nächsten Gewinn durchzuhalten, bis eine Dauerschleife entstanden und der Betroffene im Rausch gefangen ist, den Glücksgefühlen hinterherzujagen.
Der Einfluss der Genetik
Ist innerhalb einer Familie ein Elternteil glücksspielsüchtig, so besteht für die Kinder ein 20-prozentiges Risiko, ebenfalls zu Opfer der Spielsucht zu werden. Auch eineiige Zwillinge teilen sich das Leid: Bei diesen wurde eine 23-prozentige Wahrscheinlichkeit für einen Zwilling festgestellt, ebenfalls süchtig zu werden, sofern einer der beiden bereits betroffen ist.
Die Gene allein sind jedoch nicht ausschlaggebend dafür, ob ein Kind dem Glücksspiel verfällt. Erst das Hinzukommen anderer Faktoren begünstigt die Suchtentstehung.
Biologische Einflüsse
Was hingegen eine große Rolle bei der Entstehung der Spielsucht zu haben scheint, ist ein biologische Aspekt, nämlich das Belohnungssystem unseres Gehirns. Bei riskanten Spielen erlernt das dafür zuständige System im Gehirn, dem Spiel immer mehr Aufmerksamkeit zu schenken, während andere Gedanken und Eindrücke zunehmend vernachlässigt werden.
Verantwortlich dafür ist der Botenstoff Dopamin, welcher beim Glücksspiel freigesetzt wird und in der Folge positive Gefühle erzeugt.
Irgendwann gewöhnt sich der Körper jedoch an die freigesetzte Menge des Botenstoffs, sodass länger oder riskanter – sprich mit mehr Geld – gespielt werden muss, um einen neuen Reiz auszulösen.
Wie erfolgt die Diagnostik?
Um eine Spielsucht festzustellen, sind keine körperlichen Untersuchungen notwendig. Stattdessen erfolgt die Feststellung mittels Gespräche und Fragebögen. Auch das Gespräch mit Angehörigen ist Teil dieses Prozesses.
Der Arzt oder Psychologe stellt dabei bestimmte Fragen, um sich ein Bild über den Patienten machen zu können. Anhand gezielter Fragen kann so festgestellt werden, ob eine Sucht vorliegt und wie sehr diese ausgeprägt ist. Auch andere Störungen werden dabei festgestellt. In der Folge kann eine entsprechende Behandlung erfolgen. Der einzige Weg aus der Sucht ist die Therapie.
Lässt sich die Spielsucht vorbeugen?
Wer sich regelmäßig im Bereich der Glücksspiele bewegt, muss auf Dauer nicht zwingend eine Spielsucht entwickeln. Stattdessen können die Spieler mit dem richtigen Bewusstsein eigenständig dafür sorgen, dass es erst gar nicht so weit kommt.
Es ist zum Beispiel wichtig, sich beim Spiel ein festes Limit zu setzen und dieses natürlich auch einzuhalten. Sowohl der zeitliche als auch finanzielle Einsatz sollte im Voraus festgelegt werden.
Außerdem sollte auf das Ausleihen von Geld unbedingt verzichtet werden, denn dies verleitet nur noch mehr zum Spielen. Des Weiteren empfiehlt es sich, ausschließlich mit Bargeld zu spielen, denn so behalten die Spieler besser den Überblick. Wer sich in einer schlechten Verfassung befindet oder persönliche Probleme hat, sollte das Spielen vermeiden. Risikoreiches Handeln wird durch negative Emotionen begünstigt. Zu guter Letzt sollten Familie und Freunde, der Beruf sowie Hobbys stets an erster Stelle stehen. Sobald auffällt, dass einer dieser Punkte verdächtig in den Hintergrund gerät, sollte man innehalten und reflektieren.