Picasso, Porzellan oder Perserteppich – Antiquitäten als Wertanlage liegen voll im Trend. Dabei wird der materielle Wert durch eine persönliche Note ergänzt, die bei herkömmlichen Anlageobjekten oft fehlt. Hinter der Investition steckt ein realer Wert, etwas das man bewundern kann, während die Preise im Optimalfall immer weiter steigen. Wir haben Antiquitäten als Wertanlage untersucht und zeigen, wo die Chancen und Risiken für Anleger liegen.
Inhaltsverzeichnis
Was macht Antiquitäten als Wertanlage so besonders?
Die aktuelle Situation lässt viele Unklarheiten offen. Kriege, politischer Wandel und demografische Probleme führen zu Unsicherheiten in der Bevölkerung und auf den Finanzmärkten. Dazu kommt eine rapide Inflation, die Anleger drängt nach stabilen Investitionsmöglichkeiten zu suchen. Dabei sehnen sie sich vor allem nach einem – Sicherheit. Besonders bemerkbar macht sich das am Goldpreis. Dieser notiert auf einem neuen Allzeithoch. Doch daneben erfährt eine alte, oft vergessene Anlageform ihre persönliche Wiedergeburt.
Die Rede ist von Antiquitäten. Was vielen verstaubt und altbacken vorkommt, ist für andere ein wahrer Schatz. Das liegt zum einen an dem tatsächlichen Gegenwert, den die Antiquitäten besitzen. Anders als bei herkömmlichen Anlageformen kann schnell auf sie zugegriffen werden, sie sind auf direktem Wege veräußerlich, es gibt keine Fristen und sie werden tatsächlich benutzt. Hinter den Objekten steht jemand, der sich dafür begeistern kann und gewillt ist, Geld auszugeben.
Die Auswahl wird dabei täglich kleiner – denn es werden keine neuen Antiquitäten mehr geschaffen.
Der Markt schrumpft also bei gleichbleibender oder steigender Nachfrage. Das macht die verbleibenden Stücke gefragter und lässt sie im Wert steigen. So erfuhr der britische Antiquitätenmarkt in zehn Jahren einen Wertzuwachs von 31 %. Grund dafür ist die konstante Nachfrage nach einzigartigen, historisch bedeutenden und kunstvollen Stücken.

Möbel – Unikate und Weichholz
Dazu zählen vor allem Möbel. Einen besonders hohen Wert haben Objekte, die mit einer historischen Persönlichkeit oder bedeutenden Epoche in Verbindung stehen. So erzielen Louis XV- oder Empire-Kommoden gigantische Preise.
Dabei ist die Beschaffenheit der Stücke entscheidend. Bereits kleinste Gebrauchsspuren können einen erheblichen Wertverlust mit sich ziehen. Wer mit hochpreisigen Objekten handeln möchte, sollte Wert auf die konstante Pflege legen. Daneben bestimmt vor allem das Material den Wert. Besonders Weichholz ist bei Anleger gefragt – das sind die Hölzer von Eibe, Lärche, Kiefer, Fichte und Tanne. Zu den beliebtesten Stilrichtungen zählen Barock, Jugendstil und Biedermeier.

Kunstwerke – Unterdurchschnittliche Wertentwicklung
Für viele deutlich interessanter sind Kunstwerke. Auch hier gilt: Umso beliebter der Künstler und die Epoche, desto höher wird das Werk und seine Wertentwicklung eingeschätzt.
Das Bild mag noch so schön und von den Großeltern für viel Geld gekauft worden sein – wenn es nicht gerade von einem bekannten Künstler stammt, ist es in Hinsicht seiner Wertentwicklung nicht besonders lukrativ.
Denn im Durchschnitt verzeichnen Kunstwerke einen Wertzuwachs von 6,3 % p.a. Damit liegen sie unter der Wertentwicklung von Aktien mit etwa 8 % pro Jahr und auch unter dem jährlichen Goldmarkttrend von circa 9 % der letzten 20 Jahre. Anders sieht es bei zeitgenössischer Kunst aus. Hier übertraf die Jahresrendite von 11,5 % die jährliche Entwicklung von Wertpapieren um einige Prozent.
Keramik und Porzellan – Heimlicher Sieger
Objekte, die in den letzten Jahren jedoch einen regelrechten Boom erfuhren, waren Keramiken und Porzellanarbeiten. Dazu zählen vor allem chinesische Stücke von hohem Alter. So wurde im Jahr 2017 eine Schale aus der Song-Dynastie für 32 Millionen Euro beim britischen Auktionshaus Sotheby’s versteigert.
Auch deutsche Sammler gehen nicht leer aus: Beliebt ist besonders Meissener Porzellan. Hier konnten vollständige Tee-Sets aus dem 18. Jahrhundert satte 190.000 € erzielen. Auch bei Porzellan ist der Zustand entscheidend. Bereits kleine Risse bedeutend einen großen Wertverlust.

Textilien und Teppiche – Perserteppiche
Der Klassiker unter den Antiquitäten Mitteleuropas ist der Perserteppich. Entscheidend ist das Material, sowie die Handwerksfähigkeit des Künstlers. Zudem sollte er von außerordentlichem Zustand sein und keine Gebrauchsspuren aufweisen.
Nur wenn ein echtes Unikat vorliegt, kann mit einem Wertzuwachs gerechnet werden. Daneben dient eine hohe Knotendichte, also die Dicke des Teppichs, als Indikator für seinen Wert.
Chancen & Risiken
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Antiquitäten als Wertanlage nur dann Sinn machen, wenn ein wirkliches Unikat vorliegt. Zwar mag der persönliche Wert bei vielen Objekten hoch sein, das macht das Objekt jedoch nicht gleich interessant für andere Anleger. Bei der Anschaffung einer Antiquität sollte klar unterschieden werden, ob sie als Wertanlage dient oder tatsächlich nur dem eigenen Geschmack entspricht.
Ist ersteres der Fall, sollte sich zunächst über die eigenen Fähigkeiten bewusst gemacht werden.
Ist man nicht wirklich Profi auf dem Gebiet, macht es Sinn, einen fachkundigen Gutachter heranzuziehen. Dieser gibt eine genaue Einschätzung über Echtheit, Alter, Gebrauchsspuren, aktuellen Wert sowie voraussichtliche Wertentwicklung. Vor allem bestimmte Möbel, Porzellan und Keramik haben die Chance auf eine Preissteigerung. Antiquitäten als Wertanlage sollten jedoch eher als Diversifikation dienen und für den Privatanleger keinen tatsächlichen Schwerpunkt im Portfolio darstellen. Zu groß sind im Normalfall die Unsicherheiten in Betracht auf die Wertentwicklung und zu gering die Durchschnittsrendite der Objekte. Wer einen interessanten Sachwert neben Edelmetallen sucht, und sich für die Pflege und Aufbewahrung des Objektes engagiert, kann über die Anlage in Antiquitäten nachdenken.
Fazit
Antiquitäten können sich gegenüber regulären Anlageformen wie Aktien oder Gold im Durchschnitt nicht behaupten. Vereinzelt gibt es jedoch Unikate, die besonders hohe Preise erzielen können.
Dabei sind neben dem Material ein hervorragender Zustand und die historische Bedeutung des Objekts preisbestimmend. Für den Privatinvestor mag der Markt zunächst unattraktiv sein, doch wer sich für die Objekte begeistern lässt, kann jederzeit sein Glück versuchen.