Ärger mit dem Nachbarn, Streitigkeiten mit dem Vermieter, aber auch Probleme mit dem Arbeitgeber können schnell zu einem Rechtsstreit führen, der vor Gericht endet. Das kann teuer werden. Kosten fallen für den Rechtsanwalt, aber auch für den Prozess vor Gericht an. Zusätzlich können Auslagen entstehen. Eine Privatrechtsschutzversicherung kann helfen und die Kosten übernehmen. Wer eine solche Rechtsschutzversicherung abschließen möchte, sollte daran denken, dass sie nicht bei jedem Rechtsstreit eintritt.
Inhaltsverzeichnis
Kosten, die von einer privaten Rechtsschutzversicherung übernommen werden
Eine Rechtsschutzversicherung übernimmt die Kosten eines Rechtsstreits für die versicherte Person. Dazu gehören:
- Anwaltskosten
- Gerichtskosten
- Gutachterkosten
- Kosten für eine Mediation
- Kosten für Gerichtsvollzieher
Abhängig vom gewählten Tarif können weitere Kosten übernommen werden, beispielsweise zum Schutz vor Internetrisiken oder für einen rechtlichen Vertrags-Check.
Die Kosten werden innerhalb der vereinbarten Versicherungssumme übernommen. Die Prämien für die Rechtsschutzversicherung sind abhängig von der vereinbarten Versicherungssumme. Häufig wird eine Versicherungssumme von 300.000 Euro empfohlen, doch kann auch eine unbegrenzte Versicherungssumme vereinbart werden.
Die Prämien für die Rechtsschutzversicherung fallen geringer aus, wenn eine Selbstbeteiligung gewählt wird.
Eine Selbstbeteiligung wird häufig mit 250 Euro empfohlen. Die Selbstbeteiligung sollte nicht bei telefonischer Rechtsberatung, Mediation oder ausschließlicher Erstberatung fällig werden. In diesen Fällen sollte die Rechtsschutzversicherung die Kosten tragen.
Wann eine Privatrechtsschutzversicherung nicht zahlt
Die Privatrechtsschutzversicherung übernimmt in einigen Fällen grundsätzlich nicht die Kosten:
- Abwehr von Schadensersatzansprüchen, da diese Kosten von der Haftpflichtversicherung übernommen werden
- Vorwurf, eine Straftat begangen zu haben, die mit mindestens einem Jahr Gefängnis geahndet wird
- Unterbreitung von sittenwidrigen Angeboten durch den Versicherten an andere
- Streit um Kapitalanlagen sowie Wettverträge
- Streit zwischen Personen, die in einem Familienvertrag versichert sind
Abhängig vom Versicherer und vom gewählten Tarif kann die Privathaftpflichtversicherung die Kostenübernahme in weiteren Fällen ausschließen. Allerdings müssen solche Fälle nicht kategorisch ausgeschlossen werden. Es ist daher sinnvoll, zuvor einen Blick auf die Leistungen der verschiedenen Versicherer und ihrer Tarife zu werfen.
Für wen eine Privatrechtsschutzversicherung sinnvoll ist
Eine Rechtsschutzversicherung funktioniert nach dem Baukastenprinzip und kann aus verschiedenen Bausteinen wie Privatrechtsschutz, Berufsrechtsschutz, Verkehrsrechtsschutz oder Mietrechtsschutz individuell zusammengestellt werden. Sinnvoll ist daher eine Rechtsschutzversicherung in verschiedenen Situationen, die bei unterschiedlichen Rechtsfällen eintritt.
Privatrechtsschutz ist in verschiedenen Situationen sinnvoll:
- rechtliche Auseinandersetzungen mit dem Arbeitgeber bei Abmahnung, schlechtem Arbeitszeugnis oder Kündigung
- Streitigkeiten um Versicherungsleistungen, beispielsweise aus der Kranken- oder Berufsunfähigkeitsversicherung
- Streitigkeiten mit dem Vermieter
- Auseinandersetzungen mit dem Nachbarn
Privatrechtsschutz kann viele Bereiche des täglichen Lebens umfassen:
- Verträge wie Kauf-, Dienstleistungs- oder Versicherungsverträge
- Schadensersatzansprüche
- Steuern, wenn es zu einem gerichtlichen Streit mit dem Finanzamt kommt
- Verwaltung, wenn es zu Problemen mit Behörden kommt
- Soziales, beispielsweise Anerkennung einer Berufskrankheit oder Erwerbsminderung
- Erbe und Familie wie Probleme bei Erbschaft, Sorgerecht oder Unterhaltsfragen
- Strafrecht bei Verkehrsdelikten, fahrlässigem Vergehen oder Ordnungswidrigkeiten
Sinnvoll kann ein Zusatzbaustein für erweiterten Strafrechtsschutz sein, der den Versicherten auch dann absichert, wenn ihm eine vorsätzlich begangene Tat vorgeworfen wird.
Wahl von verschiedenen Rechtsschutzpaketen
Da eine Privatrechtsschutzversicherung nicht alle Bereiche des Rechtsschutzes abdeckt, ist es sinnvoll, nach Bedarf individuelle Rechtsschutzpakete zusammenzustellen. Für Kraftfahrer ist eine Verkehrsrechtsschutzversicherung sinnvoll.
Mieter und Besitzer von Eigentumswohnungen können sich für Eigentümer- und Mietrechtsschutz entscheiden.
Wichtig für Arbeitnehmer, die sich für Probleme mit dem Arbeitgeber absichern möchten, ist Berufsrechtsschutz für Nichtselbstständige. Auch für Selbstständige wird spezieller Privat- und Berufsrechtsschutz angeboten.
Wartezeiten bei einer Privatrechtsschutzversicherung
Die Rechtsschutzversicherung leistet nicht sofort nach Abschluss und tritt auch nicht für Fälle ein, die sich bereits vor dem Abschluss ereignet haben. Zumeist gelten Wartezeiten, die jedoch nicht einheitlich geregelt sind. Solche Wartezeiten betragen häufig drei Monate nach Vertragsbeginn. Bei einigen Versicherern gelten auch Wartezeiten von sechs Monaten nach Vertragsbeginn. Die Rechtsschutzversicherung übernimmt die Kosten, wenn die Ursache für den Rechtsstreit nach dem Ablauf der Wartezeit eingetreten ist.
Es gibt auch Rechtsschutzversicherungen ohne Wartezeit. Das ist jedoch meistens mit höheren Prämien verbunden.
Verzicht auf Einrede der Vorvertraglichkeit
Bei einer Privatrechtsschutzversicherung kann der Verzicht auf Vorvertraglichkeit vereinbart werden.
Versicherungsfälle, die sich bereits vor dem Vertragsbeginn ereignet haben, sind abgedeckt.
Voraussetzung ist zumeist, dass der Vertrag mit dem entsprechenden Risiko bereits mindestens fünf Jahre lang besteht. Diese Klausel kann sinnvoll sein, wenn der Versicherungsnehmer eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hat und Leistungen abgelehnt werden, da die Gesundheitsfragen nicht wahrheitsgemäß beantwortet wurden.
Der Versicherer ist verpflichtet, die Kosten in solchen Fällen zu übernehmen, wenn der Vertrag eine solche Klausel enthält.
Alternativen zur Privatrechtsschutzversicherung
Nicht jeder benötigt eine Privatrechtsschutzversicherung. In einigen Fällen gibt es sinnvolle Alternativen. Wer nur eine Auskunft benötigt, findet im Internet Anlaufstellen für eine kostenlose Rechtsauskunft. Bei Problemen mit dem Vermieter kann die Mitgliedschaft in einem Mieterbund eine Alternative sein. Eine Mitgliedschaft in der Gewerkschaft ist zu überlegen, kann jedoch eine Alternative zu einer Berufsrechtsschutzversicherung sein.