Jung, dynamisch, leistungsfähig – eigentlich müsste sich eine Person mit solchen Merkmalen in einer sportlichen Hochphase befinden. Doch ab und zu kommt es anders als man sich erhofft. Statt der angepeilten Leistungssteigerung werden Erschöpfung und eine geminderte Leistungsfähigkeit festgestellt. Betroffene fühlen sich dann müde, ausgelaugt und platt. Woran sie leiden? Am Übertrainingssyndrom, so die Medizin. Wer im Training alles gibt und dennoch keinerlei Steigerung und Erfolge verzeichnet, ist dem Übertraining zum Opfer gefallen. Der gewünschte Effekt bleibt aus, Trägheit und ein Mangel an Kraft sind die Folge.
Dass es ein solches Übertraining tatsächlich gibt, wissen viele nicht. Woher kommt das Syndrom und was bedeutet es eigentlich?
Inhaltsverzeichnis
Übertrainingssyndrom – was ist das?
Die Sportmedizin beschreibt mit dem Begriff des Übertrainingssyndroms eine chronische Überlastungsreaktion des Körpers, die bei zu intensivem oder zu häufigem Training entsteht, wenn keine oder nicht ausreichend viele Regenerationsphasen eingehalten werden.
Die Folge sind subjektive Beschwerden in Kombination mit einem Leistungsabfall, welcher selbst nach einer obligatorischen, längerfristigen Regenerationsphase noch seinen Spuren hinterlässt.
Ursachen – woher kommt es?
Für das Übertrainingssyndrom gibt es keine organischen Ursachen. Die wohl häufigste Ursache für diesen Zustand der körperlichen Überlastung ist eine zu hohe Trainingsintensität, welche in einem längeren Zeitraum stattgefunden haben muss. Ausdauerbetonte Sportarten sind anfälliger für die Begünstigung eines Übertrainingssyndroms, was aber nicht ausschließt, dass es nicht auch im Bereich des Kraft- bzw. Schnellkraftsports vorkommen kann.
Besonders gefährdet sind laut Sportmedizinern die anaeroben Belastungen, wie es beispielsweise bei der Vorbereitung auf Wettkampftätigkeiten, einem chronisch intensiven Ausdauertraining oder Tempoläufen der Fall ist.
Wenn dann auch noch die Regenerationsphase zu kurz ausfällt oder die als Regeneration geplanten Trainingseinheiten zu intensiv gestaltet werden, so ist ein Übertraining vorprogrammiert.
Außerdem tritt das Übertrainingssyndrom bei stetig gleichen Belastungsreizen eher auf, als bei einem Training, welches trotz der bewusst platzierten Reizhöhepunkte eine konsequente Erholung integriert.
Symptome – wie äußert sich ein Übertraining?
Das Übertrainingssyndrom geht mit subjektiven Beschwerden einher. Durch die chronisch hohe Stressbelastung erfolgt eine übermäßige Ausschüttung von Stresshormonen, was wiederum eine Gegenregulation der stressregulierenden Systeme unseres Körpers einleitet. Das ist zum Beispiel die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse. Diese Gegenregulation beeinflusst in Folge unsere hormonelle und immunologische Regulation, unser Herz-Kreislaufsystem, unseren Stoffwechsel, das zentrale Nervensystem und unser autonomes Nervensystem.
All diese Komponenten sorgen letzten Endes dafür, dass der Körper mit einer eingeschränkten Leistung auf das Übertraining reagiert. Es ist ein Schutzmechanismus, der den Menschen davor bewahrt, sich weiterhin in diesem Ausmaß zu belasten.
Das Ermüdungsgefühl tritt bei Belastung deutlich früher ein. Theoretisch lässt sich sagen, dass das Übertrainingssyndrom mit einem Burn-Out gleichzusetzen ist. Es ist ein Stresssyndrom, welches den Körper zwingt, langsam zu machen.
Die Beschwerden, die symptomatisch bei einem Übertraining auftreten können, sind:
- Kopf-, Bein-, Muskel und Gelenkschmerzen
- Müdigkeit, Energiemangel, Schwächegefühl
- Unruhe und Schlaflosigkeit, Mangel an Entspannung und eine erhöhte Nervosität
- Geringere Ausdauer
- Erhöhter Bludruck
- Geschwächtes Immunsystem
- Erhöhte Anfälligkeit für Verletzungen
- Erhöhte Ausschüttung des Hormons Cortisol, während das Hormon Testosteron zu wenig produziert wird
- Ein veränderter Menstruationszyklus bei Frauen
Behandlung – was kann ich tun?
Ein Übertrainingssyndrom sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Stattdessen sollte der Betroffene die Überlastung ausreichend auskurieren, denn als Hochleistungssportler könnte ein erneut auftretendes Übertraining im schlimmsten Fall auch das Ende der sportlichen Karriere zur Folge haben.
Auch ein Sportmediziner sollte hinzugezogen werden, um weitere physische Ursachen für den geminderten Leistungserfolg ausschließen zu können.
Denn das Übertrainingssyndrom ist eine sogenannte klinische Ausschlussdiagnose. Sie wird also erst diagnostiziert, wenn sämtliche andere Faktoren für das Auftreten der Symptome ausgeschlossen werden können. Das könnten zum Beispiel ein chronischer Infekt, eine Stoffwechselerkrankung oder Eisenmangel sein. Erst wenn solche in Frage kommende Erkrankungen nicht festgestellt werden konnten, wird die Überbeanspruchung als Übertrainingssyndrom attestiert. Ein Medikament wird in der Folge jedoch nicht vom Arzt verschrieben, stattdessen ordnet er Ruhe und ausreichend Regeneration an – über mehrere Wochen. Dem Körper muss ausreichend Zeit für Erholung gegeben werden.
Von einer begleitenden Behandlung mit medikamentösen oder pharmakologischen Produkten wird von Experten sogar dringend abgeraten. Ebenso können Nahrungsergänzungsmittel keine Beschleunigung des Heilungsprozesses erwirken.
Was den Prozess der Regeneration unterstützen könnte, ist die gezielte Eliminierung von Stressquellen aus dem Alltag. Entspannungstechniken und ein gesundes Maß an Schlaf können helfen, den innerlich angebauten Stress abzubauen.