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Problemfall Teilzeit – So sehr leidet die Rente von Frauen

Problemfall TeilzeitProblemfall Teilzeit – So sehr leidet die Rente von Frauen - Foto: © Fokussiert #268097756 - stock.adobe.com

Viele Väter wünschen sich mehr Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen können. Schließlich sind es in den meisten Fällen Frauen, die für längere Zeit Elterngeld beziehen und in Teilzeit arbeiten. Infolge dessen sind Gehälter zwischen Mann und Frau hierzulande sehr ungleich.

Viele Beweggründe für einen Teilzeit-Job

Von der Erziehung von Kindern über die Pflege Angehöriger bis hin zur Auszeit: Es gibt viele gute Gründe dafür, um in Teilzeit zu arbeiten.

Doch wer einmal das Teilzeit-Konzept anstrebt, verlässt dieses nur schwer wieder.

Möglicherweise widersprechen Arbeitgeber einer Rückkehr zur Vollzeit. Andernfalls muss vielleicht die Arbeitszeit gekürzt werden, da nicht genügend Kita- und Pflegeplätze vorhanden sind. Eventuell entscheiden sich Mütter aber auch ganz bewusst für Eltern- oder Teilzeit.

Beweggründe für einen Teilzeit-Job
Von der Erziehung von Kindern über die Pflege Angehöriger bis hin zur Auszeit: Es gibt viele gute Gründe dafür, um in Teilzeit zu arbeiten – Foto: © Lumos sp #328355530 – stock.adobe.com

Sorgearbeit für Kinder als wichtiger Grund

Doch aus welchen Beweggründen sich Frauen und Familien auch immer für Teilzeit entscheiden. Finanzielle Folgen sind stets die gleichen.
Eine Lösung bestünde darin, die Sorgearbeit gerecht auf beide Elternteile zu verteilen. Alternativ ist es möglich, einen gerechten finanziellen Ausgleich zu erschaffen.

Ein Job-Modell mit schwerwiegenden finanziellen Folgen

Natürlich liegt es auf der Hand, dass weniger Stunden arbeitende Personen auch weniger Geld verdienen. Allerdings entwickeln sich Lohneinbußen überproportional. Durchschnittlich reduziert sich der Lohn je Stunde. Dieses Prinzip bezeichnet Wirtschaftsforscherin Christina Boll als „Teilzeitstrafe“. Nach Aussagen der Leiterin der Abteilung „Familie und Familienpolitik“ des Deutschen Jugendinstituts ist der Einfluss von Teilzeitarbeit in keinem Land der EU so groß wie in Deutschland.
Diese Tendenz ist damit begründet, dass in Deutschland tätige Teilzeitkräfte mit einem durchschnittlichen Anteil von 20 Wochenstunden relativ wenig arbeiten.

Außerdem übernehmen Teilzeitkräfte nur selten verantwortungsvolle Aufgabengebiete, beteiligen sich seltener an beruflichen Weiterbildungen und arbeiten auch nicht in Führungspositionen.

Über die Hälfte aller deutschen Mütter geht auch dann noch einem Teilzeit-Job nach, wenn die jüngsten Kinder bereits Teenager sind. Dadurch wird nicht nur das Monatsgehalt beeinflusst.

Ein Job-Modell mit schwerwiegenden finanziellen Folgen
Ein Job-Modell mit schwerwiegenden finanziellen Folgen – Foto: © W. Heiber Fotostudio #15085185 – stock.adobe.com

Eine hohe Verdienst-Kluft zwischen Männern und Frauen

Während des gesamten Erwerbslebens verdienen Frauen dadurch nahezu 50 Prozent weniger als Männer. Diese Kluft erhöht sich noch einmal zusätzlich, wenn Frauen in Jobs mit geringer Einkommensklasse arbeiten. Daraus folgt, dass sich die Rente von Frauen deutlich reduziert. Sogenannte weibliche Altersarmut ist die Folge. Dieser Zustand wird für Frauen vor allem dann problematisch, falls eine Partnerschaft nicht auf Dauer von Bestand ist. Im Zuge einer Scheidung erfolgt zwar eine Umschichtung von Rentenpunkten zugunsten von Frauen.

Doch ein 100-prozentiger Ausgleich besteht nicht. Seit 2008 dürfen Betroffene nicht mehr auf ein generelles Unterhaltsrecht durch ihren Partner bestehen. Wer deshalb wieder zu einem Wechsel in einen Vollzeit-Job gezwungen ist, steht vor einer besonders großen Herausforderung. Schließlich sind Arbeitgeber nicht automatisch zum Angebot eines Vollzeit-Jobs verpflichtet.
Außerdem ist es schwierig, den Alltag beim Wechsel von Teilzeit auf Vollzeit zu organisieren. Haben Frauen schon vor dem Wechsel zur Teilzeit den Wunsch nach einer späteren Rückkehr zur Vollzeit geäußert, ist bei entsprechender Vereinbarung von einer sogenannten Brückenteilzeit die Rede. Diese Regelung ist jedoch nur in Unternehmen ab 45 Mitarbeitern gültig.

Eine hohe Verdienst-Kluft zwischen Männern und Frauen
Während des gesamten Erwerbslebens verdienen Frauen dadurch nahezu 50 Prozent weniger als Männer – Foto: © iana_kolesnikova #322174462 – stock.adobe.com

Geschlechtsspezifische Unterschiede beim Gehalt

Hierzulande ist es üblich, dass Gehälter von Frauen im Regelfall niedriger als von Männern sind. Deshalb entscheiden sich viele Ehepaare dafür, auf diesen Teil des Gehalts zu verzichten. Aus dem Grund ist es eine logische Folge, dass die „Zuverdienerin“ ihre Arbeitszeit einschränkt. Infolge dessen entsteht eine finanzielle Ungleichheit. So beginnt der „Teufelskreis“.

Die Übernahme eines Teilzeit-Jobs durch Frauen wird zudem mit klassischen Stereotypen begründet.

Schließlich ist in der heutigen Gesellschaft fest die Annahme verankert, dass Frauen die Sorgearbeit für den Nachwuchs übernehmen. Während sich Frauen um die Kinder sorgen, gehen Männer ihrer Karriere nach. Dadurch erhöht sich der Gehaltsunterschied noch einmal zusätzlich.

Sorgen um einen Karriereknick

Diese Ansichten haben zur Folge, dass die meisten Männer eine Unterbrechung ihres Jobs oder von Teilzeitangeboten aus Angst vor einem Karriereknick generell ablehnen. Stattdessen streben Männer finanzielle Stabilität an. Diese Einstellung verstärkt sich noch einmal zusätzlich, wenn der Job mit der Finanzierung eines Eigenheims einhergeht. Vom individuellen Arbeitsweg abhängig, ist eine Reduktion der Arbeitszeit für viele Arbeitnehmer auch gar nicht praktikabel. Teilen sich beide Partner die Teilzeit-Arbeit, könnte sich der Stressfaktor schlimmstenfalls noch deutlich verschlimmern.

Die Entscheidung für oder gegen einen Teilzeit-Job richtet sich deshalb zumeist nach dem Verdienst. Allerdings belegen Studien, dass eine Aufgabenteilung je nach Größe des Lohnunterschieds umso traditioneller ist. Wählen Paare das klassische Einkommens-Modell, verdienen Frauen im Durchschnitt 26 Prozent weniger Brutto-Stundenlohn als Männer. Übernehmen Männer aus finanziellen Gründen den Teilzeit-Job, verdienen Frauen durchschnittlich rund sieben Prozent mehr Geld.

Sorgen um einen Karriereknick
Diese Ansichten haben zur Folge, dass die meisten Männer eine Unterbrechung ihres Jobs oder von Teilzeitangeboten aus Angst vor einem Karriereknick generell ablehnen – Foto: © Drobot Dean #254375263 – stock.adobe.com

Anpassungsbedarf durch Politik und Unternehmen

Aufgrund dieser Umstände kommt hierzulande das Gefühl auf, als würde Teilzeitarbeit abgestraft werden. Eine interessante Option könnte es sein, Arbeitszeit einfach flexibler anzupassen.

Grundlage für diese Annahme sind mehrere Studien, denen zufolge Frauen mehr Zeit in Arbeit investieren, wenn sie beispielsweise abends arbeiten können.

Eine weitere Lösung wäre, Berufschancen von Frauen zu erhöhen und diese vermehrt an Themengebiete wie Naturwissenschaften heranzuführen. Genauso effizient ist eine Erweiterung von Betreuungsangeboten, damit sich Frauen intensiver am Arbeitsmarkt beteiligen können.

Wie können Frauen selbst aktiv werden?

Trotz dieser Argumente ist Teilzeit für viele Frauen das richtige Arbeits-Modell. Dennoch sind finanzielle Einbußen bei diesem Konzept vorprogrammiert. Doch spätestens im Falle einer Trennung müssen sich Frauen zumeist umstellen. Um drohender Altersarmut entgegenzuwirken, sollten Frauen aber auch automatisch mehr Verantwortung für ihre Finanzen übernehmen.
Dazu gehört es im Falle einer Trennung aber auch, finanzielle Ausgleiche für Renteneinbußen bei Teil- und Elternzeit einzufordern. Aus Sicherheitsgründen sollten Frauen genügend Geld aufbringen, um in monatliche Sparpläne von ETFs zu investieren. Diese Anlageform hat sich für die Altersvorsorge bewährt.