Für Eltern wird die Naturverbundenheit ihrer Kinder immer wichtiger, insbesondere in Zeiten der Digitalisierung und Schnelllebigkeit. In der Natur lernen die Kinder schließlich unter anderem auch einen achtsamen Umgang mit Lebewesen, Bäumen und Pflanzen. Bei jedem Wetter draußen zu sein und die Möglichkeiten wahrzunehmen, die durch den engen Kontakt zur Natur entstehen, stellt für viele Eltern eine aussichtsreiche Art der Erziehung dar.
Das Konzept des Waldkindergartens lässt diese Vorstellung wahr werden und kann sich schon seit Jahren einer stetig steigenden Beliebtheit erfreuen.
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Was genau steckt hinter dem Waldkindergarten?
Eltern, die ihre Kinder in den Waldkindergarten bringen, berichten von einer erhöhten Ausgeglichenheit. Die Kinder seien längst nicht mehr so aufgedreht wie früher. Der Nachfrage am Waldkindergarten lässt sich kaum gerecht werden. Die klassische Kindertagesstätte innerhalb der gewohnten vier Wände steht nicht mehr unbedingt auf Platz Eins der bevorzugten Kinderbetreuungsmöglichkeiten.
Waldkindergärten bewähren sich inzwischen immer mehr, sind jedoch noch lange nicht derart vertreten, dass jede interessierte Familie einen Platz erhält.
Das Konzept des Waldkindergartens hat seinen Ursprung in Skandinavien. Dänemark ging als Beispiel voran und eröffnete den ersten Waldkindergarten in den fünfziger Jahren. Erst rund 20 Jahre später entschied sich auch Deutschland dafür, dieser Art von Kinderbetreuung eine Chance zu geben. Die Idee galt lange als kontrovers und wurde vielfach diskutiert.
Mittlerweile zählt Deutschland aber bereits mehr als 2000 Waldkindergärten.
Ist der Waldkindergarten für jedes Kind geeignet?
Der Waldkindergarten findet hauptsächlich unter freiem Himmel statt. In der Regel befinden sich in der Gruppe Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren. Teilweise dürfen auch Zweijährige schon Teil der Gruppe werden. Sämtliche Aktivitäten finden draußen in der freien Natur statt, darüber sollten sich Eltern stets bewusst sein. Ausnahmen gibt es für den Fall extremer Wetterverhältnisse, zum Beispiel bei Starkregen, Sturm oder Gewitter. Es kann auch vorkommen, dass der Wald vom Förster nicht freigegeben wird, weil die Schneelast auf den Bäumen zu stark ist und zum Abbrechen von Ästen führen könnte.
Um die Sicherheit der Kinder stets zu gewährleisten, besitzen Waldkindergärten einen in der Nähe befindlichen Unterschlupf wie zum Beispiel eine Sturmhütte oder einen Bauwagen, in den sie sich zurückziehen können. Um einen Waldkindergarten eröffnen und führen zu dürfen, müssen diese Gegebenheiten erfüllt sein.
Auch müssen mindestens zwei qualifizierte und fachlich ausgebildete Erzieher als Betreuer zur Verfügung stehen. Die Gruppengröße darf eine Anzahl von zwanzig Kindern nicht übersteigen. Grundsätzlich werden im Hinblick auf frühkindliche Förderung Betreuung an einen Waldkindergarten die gleichen Anforderungen gestellt wie es bei einer herkömmlichen Kindertagesbetreuung der Fall ist.
Was macht den Waldkindergarten so besonders und einzigartig?
Bei dieser Betreuungsform profitieren die Kinder und Erzieher von der Ruhe im Wald. Die Belastung, die durch Lärm und Stress in der regulären Kita auftreten, sind im Waldkindergarten wesentlich geringer. Das beeinflusst die Entwicklung der Kinder auf eine spürbar positive Weise. Zudem nutzen die Kinder bei ihrer spielerischen Beschäftigung kein herkömmliches Spielzeug, sondern machen sich einzig und allein die Gegebenheiten der Natur zu Nutze. Dies fördert die Kreativität und Fantasie der Kinder. Gleichzeitig wirkt es sich auch positiv auf das Sprachniveau der Kinder aus, da sie mehr miteinander kommunizieren müssen, um ihre Vorstellung des Spiels zu erklären.
Kinder werden somit auch nicht von Reizen überflutet, die zum Beispiel durch ein Übermaß an Spielzeugen entstehen können. Kinder können mit wenigen Mitteln hervorragende Beschäftigungen zaubern. Darüber hinaus erlernen die Kinder ein außerordentliches Bewusstsein für die Natur und deren Kreisläufe.
Sie werden mit den unterschiedlichen Tieren und Pflanzen vertraut und erleben die Natur in allen vier Jahreszeiten.
Auch die Bewegung der Kinder kommt nicht zu kurz, die frische Luft und die verschiedenen Wetterformen stärken das Immunsystem. Durch den täglichen Aufenthalt im Wald entsteht bei den Kindern eine hervorragende Verbundenheit zur Natur.
Dadurch lernen sie, dass Natur Lebensräume für zahlreiche Tiere darstellt und beispielsweise Müll deshalb richtig entsorgt werden muss. Die Kinder werden insbesondere durch diese etwas andere Art von Input in ihrer Selbständigkeit gefördert.
Ohne Regeln geht nichts
Natürlich herrschen auch in Waldkindergärten gewisse Regeln, sodass die Kinder mit den Bäumen, Sträuchern und Pflanzen nicht tun und lassen können, was sie möchten. Schreien ist verboten, das Zerstören von Ästen und Zweigen ebenfalls.
Pilze oder Beeren dürfen nicht ohne die Erzieher eingesammelt werden. Auch auf eine höfliche und respektvolle Umgangsform wird geachtet, wie es gleichermaßen in den regulären Kitas der Fall ist.
Wie sieht ein typischer Kindergartentag im Waldkindergarten aus?
Grundsätzlich unterscheidet sich der Tagesablauf nicht allzu sehr von dem in einer herkömmlichen Kita. Morgens wird im Morgenkreis beisammengesessen und in den Tag gestartet, danach folgt di gewöhnliche Beschäftigungszeit, anschließend ist Zeit für Mittagessen und danach besteht die Option auf einen Mittagsschlaf oder eine Nachmittagsbetreuung.
Die Tage im Waldkindergarten sind genauso von Bastelstunden und Geschichten-Erzählungen, Entspannungsübungen und motorisch fördernden Beschäftigungen geprägt. Auch normale Kitas haben das Potential der Waldkindergärten entdeckt und integrieren in ihre normalen Woche Waldtage oder ähnliche Projekte. Dadurch soll den Kindern zumindest teilweise das vorteilhafte Konzept des Waldkindergartens nähergebracht werden.
Und die Eltern können sich sicher sein, dass ihre Kinder den Aufenthalt im Wald genießen und abends völlig erschöpft und ausgepowert ins Bett fallen dürfen.