Wechseln oder bleiben? Diese Frage stellen sich Verbraucher immer wieder, wenn sie keine zu hohen Abschläge für Strom und Gas bezahlen möchten. Doch wann lohnt sich ein Stromanbieterwechsel wirklich?
Inhaltsverzeichnis
Deutschlands Strommarkt im Ausnahmezustand
Seit geraumer Zeit befindet sich der Strommarkt in einer Art Ausnahmezustand. Ab Herbst 2021 kannten Beschaffungspreise nur eine Richtung – steil nach oben. Im Laufe der Zeit reagierten die meisten Energieanbieter mit Preiserhöhungen auf die Situation. Etwaige Sondertarife für Neukunden standen zumeist überhaupt nicht mehr zur Debatte.
In vielen deutschen Städten ist der sogenannte Grundversorgungstarif mittlerweile das günstigste Angebot.
Zudem lohnt sich ein Anbieterwechsel in immer weniger Regionen. Die Ersparnis reduziert sich zunehmend auf ein Minimum. Attraktive Angebote? Fehlanzeige. Verbrauchern mangelte es schlichtweg an Optionen, um Geld zu sparen.
Bestandstarife als günstigste Option?
Doch nun scheint sich das Blatt wieder zu wenden. Insbesondere für Privatverträge hat sich die Situation mittlerweile wieder stark verbessert. Inzwischen gibt es mehrere Anbieter, deren Energiepreise sich deutlich unter den Tarifen der Energiepreisbremsen bewegen.
Wer die eigenen Stromkosten reduzieren und somit Geld sparen möchte, sollte einerseits auf einen bewussten Stromverbrauch achten. Andererseits lohnt es sich, Stromvergleichsportale genauer unter die Lupe zu nehmen und nach neuen günstigeren Tarifen zu suchen.
Insbesondere Haushaltsstrompreise für Neukunden sind mittlerweile wieder verhältnismäßig preiswert. Bestandskunden der Grundversorgung müssen hingegen noch relativ tief in die Tasche greifen.
Tarife auf Vergleichsportalen kritisch hinterfragen
Ein Blick auf die Vergleichsportale ist daher sinnvoll, um bestehende Angebote zu überprüfen. Diese Angebote sind insbesondere dann lukrativ, wenn diese deutlich günstiger als in den Portalen aufgelistete Preise sind. Steht keine vergleichsweise günstige Option zur Verfügung, spielt die Vertragslaufzeit eine ausschlaggebende Rolle. Im Idealfall sollten Verträge monatlich oder pro Quartal gekündigt werden.
Generell vermitteln Vergleichsportale einen informativen Überblick über verfügbare Tarife, deren Wechsel sich aktuell für viele private Verbraucher lohnt.
Auf der Suche nach neuen Tarifen sind Verbraucher gut beraten, sich an verlässliche Vergleichsseiten zu wenden. Somit erhalten Internetnutzer einen repräsentativen Überblick über aktuelle Angebote für Energiepreise.
Die richtige Vertragslaufzeit wählen
Locken attraktive Angebote für neue Stromtarife, ist es empfehlenswert, sich für eine Vertragslaufzeit von ein oder zwei Jahren zu entscheiden. Diese Laufzeiten lohnen sich jedoch nur dann, wenn deren Anbieter Preisgarantien zugestehen.
Bei kürzeren Vertragslaufzeiten ist es nicht ausgeschlossen, dass die neuen Anbieter frühzeitig ordentliche Kündigungen aussprechen oder neue Vertragsangebote mit schlechteren Preiskonditionen zur Verfügung stellen.
Vorsicht im Umgang mit Bonusangeboten
Fällt die Wahl auf einen Tarif mit Bonus, ist es ratsam, nach einem Jahr erneut einen Anbieterwechsel anzustreben. Bei diesen Bonus-Tarifen ist es schließlich üblich, dass sich die Kosten im zweiten Vertragsjahr erhöhen. Die erhoffte Ersparnis reduziert sich bei diesen Tarifen zumeist ausschließlich auf die Bonuszahlungen.
Sogenannte Prämien- oder Bündelangebote sollten Verbraucher ebenfalls mit Skepsis betrachten.
In dem Fall ist der Grundpreis für die Energieversorgung zumeist so hoch, dass es wesentlich günstiger ist, Energie und angebotene Prämien wie Produkte separat zu kaufen.
Günstige Konditionen bei Online-Tarifen
Oftmals lohnt sich ein Anbieterwechsel derzeit zu Online-Tarifen. Diese Tarife sind jedoch in erster Linie für Verbraucher geeignet, die keinen persönlichen Service benötigen. Eine Kommunikation mit diesen Anbietern erfolgt erfahrungsgemäß ausschließlich über E-Mail.
Zumeist sind noch nicht einmal Telefonate möglich. Die meisten Stromversorger wünschen eine Bezahlung der Tarife in zwölf Abschlägen. Einige Anbieter verteilen die Zahlungsrhythmen auf elf Zeitpunkte. Bei diesem Konstrukt ist es selbstverständlich, dass die jeweils zu entrichtenden Tarife etwas höher ausfallen. Problematisch an diesen Zahlungsmodellen ist, dass Verbrauchern den Stromversorgern bei elf Abschlägen ein unnötig hohes Guthaben einräumen.
Droht den Energieversorgern eine Insolvenz, ist bereits gezahltes Geld zumeist verloren.
Günstige Zeitpunkte für einen Stromanbieterwechsel
Doch gibt es nun tatsächlich einen besonders günstigen Zeitpunkt, um einen Stromanbieterwechsel anzustreben? Diese Entscheidung richtet sich nach mehreren Faktoren. Ein stichpunktbezogener Wechsel ist für Verbraucher beispielsweise dann sinnvoll, wenn sie Auszahlungen offerierter Boni wünschen.
Für diesen Fall lohnt sich ein Anbieterwechsel zumeist mit Ablauf des laufenden Jahres, damit die neuen Anbieter ab dem 1. Januar mit der Belieferung mit Strom beginnen.
Da Verbraucher bestehende Verträge etwa sechs Wochen vor Ablauf des bisherigen Vertrags kündigen sollten, ist es ratsam, sich bis Mitte November für einen neuen Anbieter zu entscheiden.
Wählen Verbraucher die neuen Tarife über ein Vergleichsportal aus, übernehmen die neuen Anbieter zumeist den administrativen Aufwand und leiten alle organisatorischen Schritte ein.
Je zeitiger, desto günstiger?
Ein angestrebter Wechsel des Energieversorgers innerhalb der erwähnten sechs Wochen ist jedoch das Minimum. Da die meisten Verbraucher diesen Zeitraum für einen Stromanbieterwechsel nutzen, steigt die Nachfrage in diesem Zeitraum rapide an. Die hohe Nachfrage führt wiederum zu wesentlich höheren Stromkonditionen.
Aus dem Grund gehen Verbraucher auf Nummer sicher, wenn sie einen Anbieterwechsel bereits Ende September oder Mitte Oktober in Erwägung ziehen – vor allem deshalb, weil viele Energieversorger ihre Tarife zu diesen Zeitpunkten besonders günstig anbieten.
