Studien haben herausgefunden, dass die maximale Verweildauer auf sozialen Plattformen nicht länger als 30 Minuten betragen sollte, denn nicht selten führt es über kurz oder lang zu einer Abhängigkeit, regelrecht sogar zu einer Sucht. Die Nutzung von sozialen Medien bezweckt bei uns im Gehirn die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin. Dopamin ist ein Neurotransmitter unseres zentralen Nervensystems und vermittelt positive Glücksgefühle.
Ähnlich wie beim Konsum von Alkohol oder Drogen sorgt die Nutzung sozialer Medien für einen Art „Glücksrausch“, was auf Dauer süchtig machen kann.
Inhaltsverzeichnis
Ab wann ist die Rede von einer Sucht?
Laut der offiziellen Definition von Seiten der Weltgesundheitsorganisation WHO ist der Begriff „Sucht“ deklariert als ein Verlangen nach eine bestimmten Bewusstseins-, Glücks- oder Erlebniszustand, welches sich nicht mehr kontrollieren lässt. Sucht ist hauptsächlich im Kontext mit Alkohol oder Drogen, also legalen und illegalen Substanzen zu einnehmen geläufig.
Die große Mehrheit ist sich deshalb nicht darüber bewusst, dass auch eine Beschäftigung zur Sucht werden kann, insbesondere die Nutzung der sozialen Medien.
Ursache dafür ist die Dopaminausschüttung im Gehirn, die durch soziale Medien angeregt wird. Die dabei freigesetzten Glücksgefühle führen dazu, dass immer mehr Zeit auf den sozialen Plattformen verbracht wird. Nicht zuletzt ist auch das FOMO-Phänomen dafür verantwortlich.
Die sogenannte Fear-Of-Missing-Out, nämlich die Angst, etwas gesellschaftlich wichtiges verpassen zu können. Letzten Endes gleicht dieses Verhalten einem Teufelskreis, dem nur sehr schwer zu entkommen ist.
Bin ich schon süchtig?
Wer das Gefühl hat, er könnte bereits süchtig nach den sozialen Medien sein, liegt damit in den meisten Fällen gar nicht verkehrt. Studien zeigen, dass Menschen mit Zugang zum Internet um die 145 Minuten – und damit mehr als 10 Prozent ihres Tages im Internet verbringen.
Wer es genauer wissen möchte, ob eine Sucht zutreffend ist, sollte sich über die folgenden Punkte Gedanken machen: Ein deutliches Zeichen für eine Sucht ist es, wenn es für Betroffene unvorstellbar ist, sich einige Tage auf das Internet zu verzichten. Auch die Vernachlässigung von Verpflichtungen, wichtigen Aufgaben und realer Kontakte spricht deutlich für das Vorliegen einer Sucht.
Betroffene sind häufig gedanklich nur noch bei den Apps, das regelmäßige Checken des News-Feeds und Ähnliches steht im Vordergrund, auch wenn eigentlich keine Zeit dafür vorhanden ist. Auch wenn Menschen die Nutzung der sozialen Medien herunterspielen und sich sozusagen ertappt fühlen, deutet das auf ein Suchtverhalten hin. Häufig werden neben den Freunden auch Freizeitaktivitäten vernachlässigt.
Die Auswirkungen dieser Sucht
Vielen mag diese Sucht gar nicht so tragisch oder verheerend vorkommen, wie sie es zum Beispiel bei einer Alkohol- oder Drogensucht empfinden, schließlich stellt sie ja nichts mit dem Körper an. Das ist jedoch nicht ganz korrekt. Denn langfristig betrachtet hat auch die Social-Media-Sucht Folgen für die physische, vor allem aber psychische Verfassung.
So kann zum Beispiel das Auslassen sportlicher Betätigung zu plötzlichem Übergewicht führen.
Viel schlimmer sind aber eigentlich die Folgen für unsere Psyche, denn nicht selten mündet die Abhängigkeit in einer depressiven Verstimmung oder gar in einer Depression.
Dies ist der Tatsache verschuldet, dass die sozialen Medien mittlerweile hauptsächlich dazu dienen, Aufmerksamkeit und Bestätigung zu bekommen. Das eigene Selbstwertgefühl wird nur noch daran festgemacht, wie viele Likes und aufwertende Kommentare auf dem eigenen Profil oder unter den Bildern hinterlassen werden. Jeder möchte die Präsenz des anderen toppen. Gefährlich ist dabei jedoch, dass im Internet nichts ungefiltert gezeigt wird.
In der Regel zeigen die Menschen online nur die guten, wenn nicht sogar besten Dinge, die sich in ihrem Leben ereignen. Damit entsteht ein verzerrtes Bild von dem, was das Leben ausmacht. Daneben sehen abhängige Personen in den sozialen Medien aber nicht nur die Möglichkeit der Bestätigung oder Aufmerksamkeit, sondern auch eine Flucht vor ihren eigenen, privaten Problemen und Themen.
Der Sucht entgegenwirken
Drogen- oder Alkoholsüchtigen wird in der Regel zum totalen Verzicht geraten. Bei der Sucht nach sozialen Medien muss es nicht gleich die strikte Abstinenz sein, stattdessen hilft hier auch schon der kontrollierte Konsum sozialer Plattformen.
Das kann zum Beispiel funktionieren, indem feste Zeiten eingerichtet werden, in denen der Zugang zu den sozialen Medien gewährt wird. Bei den meisten Handys und Tablets dürfte diese Funktion mittlerweile vorhanden sein. So lassen sich zum Beispiel Zeitfenster oder eine maximale Dauer für die Nutzung der Apps einrichten.
Auch das Deaktivieren von Benachrichtigungen kann schon viel dazu beitragen, die Nutzung sozialer Medien zu reduzieren. Denn häufig sind es eben jene Meldungen, die uns dazu verleiten, die App zu checken und auf dem neuesten Stand sein zu wollen. Wer nicht ständig vom Smartphone daran erinnert wird, was es gerade zu verpassen gibt, verspürt mit aller Wahrscheinlichkeit auch weniger den Drang, die entsprechenden Apps zu öffnen.
Wer sich selbst vor eine Herausforderung stellen möchte, probiert es einfach mal mit Social-Media-Fasten.
Für eine gewisse Zeit auf soziale Medien zu verzichten, mag auf den ersten Blick nicht sehr beeindruckend wirken. Die Auswirkungen auf den Geist machen sich allerdings häufig schon am ersten Tag bemerkbar. Hat man sich aber erst einmal an den Verzicht gewöhnt, so macht sich ein Gefühl der Gelassenheit und Ausgeglichenheit breit, so zumindest die Erfahrungsberichte von Studienteilnehmern.
Verantwortungsbewusstsein schaffen
Die vollkommene Abstinenz ist für gewöhnlich jedoch nicht notwendig, auch wenn so mancher damit seinen Frieden findet. Viel mehr spielt es bei diesem Thema eine Rolle, ein gesundes Gleichgewicht zwischen dem Leben im Internet und dem Leben außerhalb des Internets zu finden. Sich bewusst zu machen, dass das wahre Leben außerhalb des Internets stattfindet, kann enormen Einfluss auf das Verhältnis zu den sozialen Netzwerken haben.
Wer sich darüber im Klaren ist, gewinnt ausreichend mentalen Abstand, um seine Zeit in den sozialen Medien sinnvoll einzusetzen – und somit weiterhin die positiven Aspekte der sozialen Vernetzung genießen zu können. Immerhin bietet das Internet auch viele Vorteile. Wem jedenfalls auffällt, dass er selbst oder jemand aus dem engen Bekannten-, Freunden- oder Familienkreis auffällig viel Zeit in der virtuellen Welt verbringt und das wahre Leben aus den Augen verliert, sollte die Verantwortung dafür übernehmen, eine Veränderung herbeizuführen. In extremen Fällen kann auch professionelle Hilfe notwendig sein.