Mieterhöhung, Autounfälle, Ärger mit dem Arbeitgeber oder Ausfall der Reise: Im Alltag lauern immer wieder Situationen, die zu folgenschweren rechtlichen Konsequenzen führen. Doch welche rechtlichen Handlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung, um das eigene Recht tatsächlich durchzusetzen?
Inhaltsverzeichnis
Recht bekommen – Methoden im Überblick
Wer sein eigenes Recht durchsetzen und sich im Vorfeld über Erfolgschancen erkundigen möchte, kann sich für eine erste Einschätzung an Portale für eine Online-Rechtsberatung wenden. Droht Ärger mit einem Versicherungsunternehmen, sind die Experten von Helpcheck die richtigen Ansprechpartner. Eine weitere Kontaktadresse sind branchenspezifische Schlichtungsstellen. Zudem hilft die Universalschlichtungsstelle des Bundes weiter.
Darüber hinaus stehen Verbraucherzentralen Betroffenen bei rechtlichen Fragen oder Problemen zur Seite. Diese Spezialisten bieten persönliche Einzelberatungen oder Beratungen via E-Mail oder Telefon.
Zahlreiche Verbraucherzentralen stehen Ratsuchenden mittlerweile auch per Video-Chat zur Verfügung.
Wann an einen Rechtsanwalt wenden?
Das letzte Mittel für eine Durchsetzung rechtlicher Ansprüche ist die Kontaktaufnahme zu einem Rechtsanwalt. Diese Option sollten Betroffene wählen, wenn der Fall sehr komplex erscheint, eine Einsicht in Unterlagen erforderlich ist oder größere Geldsummen auf dem Spiel stehen.
Die Beauftragung eines Anwalts beginnt in aller Regel ebenfalls mit einer Erstberatung, die keinesfalls teurer als 226 Euro sein darf. Einige Juristen bieten diesen Service sogar kostenfrei an.
Einschätzung des Prozesskostenrisikos
Eine Durchsetzung der eigenen rechtlichen Interessen vor Gericht ist zumeist mit relativ hohen Geldsummen verbunden. Generell müssen Kläger die Gerichtsgebühren für die Prozesse im Voraus bezahlen. Zudem gibt es keine Garantie dafür, die Prozesse zu gewinnen. In dem Fall kommt die unterliegende Partei möglicherweise für alle bei dem Rechtsstreit entstehenden Kosten auf.
Diese Zahlungsverpflichtung schließt eventuell auch Kosten für außergerichtliche Verhandlungen ein.
Die Höhe der Kosten richtet sich nach in Anspruch genommenen Leistungen und dem Streitwert.
Ist eine Rechtsschutzversicherung die bessere Wahl?
Mit einer Rechtsschutzversicherung als Rückhalt reagieren Betroffene zumeist mutiger. Die Police übernimmt im Idealfall die Kosten für Rechtsanwalt und Gericht. Allerdings steht Ärger mit der Rechtsschutzversicherung für Versicherte dennoch häufig auf der Tagesordnung.
Erfahrungsgemäß verweisen die Versicherungsgesellschaften vorzugsweise auf ihre Tarifbedingungen, um Gründe zu finden, um die Kosten für den jeweiligen Versicherungsfall nicht tragen zu müssen. Laut aktueller Beschwerdestatistiken reichten Versicherte in den vergangenen Jahren mehr Beschwerden als Versicherungsnehmer anderer Sparten ein. Allein im Jahr 2020 gingen insgesamt 3.463 Beschwerden über Rechtsschutzversicherungen ein.
Anlaufstellen für Betroffene ohne Rechtsschutzversicherung
Doch auch Verbraucher:innen ohne Rechtsschutzversicherung haben die Möglichkeit, ohne hohe Gerichts- oder Rechtsanwaltskosten zu ihrem Recht zu kommen. Für diese Fälle stehen neben Mieterschutzvereinen ebenfalls sogenannte Legal Techs zur Verfügung.
Diese Legal Techs sind Dienstleister, die ihrer Klientel bei der Durchsetzung ihrer Forderungen zur Seite stehen.
In dem Fall müssen Betroffene dennoch nicht den Kostenaufwand der juristischen Auseinandersetzungen befürchten. Im Erfolgsfall fordern die Legal Techs zumeist eine Provision ein.
Rechtsfragen – wo Hilfe holen?
Im Internet gibt es zahlreiche Dienstleister, die ihrer Klientel versprechen, günstig und unkompliziert Recht zu behalten. Beispielsweise stehen verschiedene Internet-Rechtsberatungsportale zur Verfügung. Diesen Portalen gehören „Frag-einen-Anwalt.de“, die Deutsche Anwaltshotline oder das Juraforum an. Auf den Websites der Portale stellen Betroffene eine Frage, die daraufhin an beratende Rechtsanwälte weitergeleitet wird.
Daraufhin beantworten die Juristen die Frage zu einem Preis, welchen die Nutzer selbst festlegen. Auf anderen Plattformen ist ein Zugriff von anwaltlichen Leistungen zum Festpreis möglich. Einen kompetenten rechtlichen Rat erhalten Betroffene online zumeist schon für weniger als 100 Euro.
Virtuelle Streithelfer mit Provisionszahlung
Neben Internet-Rechtsberatern gibt es mittlerweile auch einige Online-Unternehmen, die mit der Durchsetzung rechtlicher Forderungen ihr täglich Brot verdienen. In dem Fall können Auftraggeber ebenfalls kein finanzielles Risiko ein. Erzielen die Dienstleister die erhofften Erfolge, entrichten die Kunden eine Provision. Solche Unternehmen agieren oftmals als Fluggasthelfer.
Anbieter wie Fairplane oder Flightright fordern Entschädigungsansprüche von Passagieren aufgrund von Überbuchungen, Flugannullierungen oder Flugverspätungen ein. Im Erfolgsfall zahlen die Kunden an die Portale einen Entschädigungsanteil von 20 bis 30 Prozent.
Legal Techs für unterschiedliche rechtliche Bereiche
Legal Techs kümmern sich erfahrungsgemäß um Streitfälle, die zumeist eindeutig gesetzlich geregelt sind. Bekannte Beispiele sind das Portal Geblitzt.de für etwaige Bußgeldverstöße im Straßenverkehr oder Zug-erstattung.de für Entschädigungsansprüche aufgrund einer Zugverspätung.
Der Anbieter Rightmart hat sich hingegen auf eine Überprüfung von Hartz-IV-Bescheiden spezialisiert.
Dennoch sind diese Optionen nur für überschaubare Fälle geeignet.
Vorteile von Schlichtungsstellen
Zudem sollten Verbraucher Schlichtungsstellen kontaktieren, um ihr Recht komplett ohne Provisionen und Kostenaufwand durchzusetzen. Diese Schlichter gibt es mittlerweile für zahlreiche Branchen und werden auch als Ombudsleute bezeichnet. Einige Schlichtungsstellen sind die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personennahverkehr oder Versicherungsombudsmann.
Diese Anlaufstellen versuchen, bei Konflikten zwischen Unternehmen sowie Verbrauchern zu schlichten und eine Einigung zu erzielen. Bei diesen Schlichtungen ist es üblich, dass ein unabhängiger Dritter mit fachlicher Spezialisierung das rechtliche Problem unparteiisch überprüft. Eine Schlichtung ist in erster Linie bei Auseinandersetzungen mit kleinem Streitwert sinnvoll. Zumeist scheuen sich Betroffene davor, aufgrund zu hoher drohender Kosten das Gericht oder einen Rechtsanwalt einzuschalten.