Auch wenn viele Deutsche die Vorzüge vom Bezahlen mit Bargeld noch immer zu schätzen wissen, geht der Trend vermehrt in Richtung mobiles Bezahlen. Die Zahlen sprechen für sich: Allein im Jahr 2020 nutzten ungefähr 17 Prozent aller Verbraucher ihr Smartphone an der Kasse mindestens einmal. Angaben des Handels-Forschungsinstituts EHI zufolge war der Verbraucher-Anteil zwei Jahre zuvor noch um zehn Prozentpunkte geringer.
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Mehr bargeldlose Bezahlungen seit Corona
Durch die Corona-Pandemie hat sich der Trend zur kontakt- und bargeldlosen Bezahlung noch verstärkt.
In den Augen von Kevin Hackl als Spezialist für Banken und Finanzen beim Digitalverband Bitkom wird der Anteil für die Nutzung von Payment-Apps in Zukunft noch deutlich zunehmen.
Für große Händler ist die Technologie bereits üblich. Doch auch kleine Geschäfte interessieren sich zunehmend dafür.
Apps als technische Grundlage
Wer lieber mit dem Smartphone als mit der Geldbörse bezahlen möchte, benötigt hierfür eine App. Doch die Bandbreite an Apps ist recht groß und unübersichtlich. Zahlreiche Banken offerieren eigene Bezahlsysteme.
Beliebte Vertreter sind die Sparkassen mit der App „Mobiles Bezahlen“ oder die Volks- und Raiffeisenbanken mit der App „VR Banking“. Neben Funktionen wie Apple Pay oder Google Pay offerieren Smartphonehersteller wie Huawei oder Samsung ebenfalls eigene Apps. Zudem bieten die ersten Supermärkte wie Netto oder Edeka mobile Bezahloptionen über Kunden-Apps an.
Einige Apps können Anwender ebenfalls auf smarte Uhren integrieren. All diese Systeme verbindet die Gemeinsamkeit, dass Nutzern keine Extrakosten entstehen. Die Funktionsweise der Apps ist recht einfach. Via Bezahl-App hinterlegen Kunden alle wichtigen Daten einer Debit- oder Kreditkarte. Besitzen Anwender keine Kredit- oder Debitkarte, akzeptieren einige App-Anbieter alternativ ebenfalls PayPal oder die Girokarte.
Vorteile der NFC-Technologie
Europaweit hat sich die sogenannte NFC-Technologie bewährt. Der im Smartphone angebrachte Funkchip übersendet alle wichtigen Daten während des Bezahlvorgangs an die Geräte der Verkäufer. Entsprechende Chips sind in die Smartphones sowie Giro- und Kreditkarten integriert. Inwiefern sich Händler der Technologie bedienen, erkennen Nutzer an Verweisen auf ein Funkwellen-Symbol.
Beim Bezahlvorgang wird das Smartphone an der Kasse entsperrt und die geöffnete App im nächsten Schritt an das Kartenlesegerät gehalten.
Dieser Vorgang wird wiederholt, bis eine Zahlungsbestätigung erscheint. Einige Apps funktionieren auf NFC mit einem QR- oder Strichcode. Dieses Prinzip verfolgen Huawei-Handys oder Systeme von Edeka, Lidl und Netto. Beim Bezahlvorgang erzeugen die Apps auf dem Handy einen Code, der anschließend an der Kasse mit einem Lesegerät abgescannt wird. Hierfür ist es erforderlich, dass das Smartphone gesperrt und die App geöffnet ist.
Sind Sicherheitsbedenken berechtigt?
Skeptiker betonen in der EHI-Umfrage hingegen, dass sie mobile Payment aus Sicherheitsbedenken nicht nutzen. Doch aus technischer Sicht ist diese Bezahlmethode sogar noch sicherer als die Nutzung einer üblichen Geldkarte, weil die Kartennummer gar nicht erst auf dem Gerät abgespeichert wird.
Alternativ ist es sogar möglich, biometrische Daten zu nutzen. Werden die Smartphones via Gesichtsscan oder Fingerabdruck gescannt, kann die hinterlegte Karte eindeutig einem Nutzer zugeordnet werden. Das NFC-System ist darauf ausgelegt, anstatt Kartendaten einen sogenannten Token zu übermitteln. Dieser Token ist ein Transaktionscode, der ausschließlich für den jeweiligen Einkauf nutzbar ist. Zudem werden QR- oder Strichcodes für die einmalige Nutzung angewendet.
Keine Weitergabe von Daten
Zudem ist es so gut wie ausgeschlossen, die NFC-Chips im Handy auszulesen. Denn spätestens bei einer Kontoüberweisung würden Kriminelle ihre Spuren hinterlassen.
Ein weiterer Vorteil mobilen Bezahlens ist, dass Händler ausschließlich die Transaktionsnummer der Bezahlvorgänge erhalten.
Kontodaten verweilen stattdessen zwischen der Hausbank und den Kunden. Der Umgang mit allen anderen Daten hängt vom App-Anbieter ab. Besonders datensparend ist das Programm von Hausbanken. Bei der Nutzung einer integrierten Mobile Payment-Option von Supermärkten geben Kunden hilfreiche Informationen über ihr Kaufverhalten an die Anbieter weiter.
Dadurch erhalten die potentiellen Kunden im Gegenzug günstige Angebote oder Rabatte. Ein ähnliches System verfolgen Bonusprogramme oder Kundenkarten.
Strenge Nutzungsbedingungen von Google
Bei Apple werden hingegen keine Daten vermittelt. Dieser Anbieter muss zum Teil Gebühren bezahlen, welche Händler an Zahlungsdienstleister weiterleiten. Deshalb benötigen die Anbieter die Informationen allerdings nicht zur Durchsetzung ihres Geschäftsmodells.
Google hat hingegen relativ strenge Nutzungsbedingungen, da Nutzer beispielsweise Daten zu ihrem Standort preisgeben müssen. Außerdem ist es gut möglich, dass die Daten früher oder später für gezielte Werbung zum Einsatz kommen.