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Kinderarmut in Deutschland: Jedes fünfte Kind ist gefährdet

Kinderarmut in DeutschlandKinderarmut in Deutschland: Jedes fünfte Kind ist gefährdet - Foto: © Tobias #558085046 - stock.adobe.com

Laut einer aktuellen Analyse ist hierzulande mehr als jedes fünfte Kinder unter 18 Jahren von Armut bedroht. Nach Aussagen der Bertelsmann-Stiftung sind insgesamt 2,88 Millionen an Jungen und Mädchen betroffen.

Ein ernstzunehmendes Problem

Bertelsmann-Expertin Anette Stein betont, dass Kinderarmut ein ernstzunehmendes Problem ist.

Kinderarmut führe nicht nur zu täglichem Mangel, Verzicht sowie zur Scham. Zugleich haben Betroffene zumeist auch schlechtere Zukunftschancen.

Außerdem ist es in den Augen der Bertelsmann-Stiftung recht wahrscheinlich, dass die aktuelle Inflation das Problem noch einmal zusätzlich verschärfen kann.

Kinderarmut ein ernstzunehmendes Problem
Bertelsmann-Expertin Anette Stein betont, dass Kinderarmut ein ernstzunehmendes Problem ist – Foto: © Ralf Geithe #205584534 – stock.adobe.com

Was bedeutet Kinderarmut?

Gemäß der Untersuchung gelten all die Kinder und Jugendlichen als armutsgefährdet, deren Familie weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens verdient. Eine weitere Komponente ist die Anzahl an in Haushalten lebenden Kindern, die Sozialleistungen erhalten.

Der Anteil dieser Gruppe hat sich in jüngster Vergangenheit ebenfalls zum ersten Mal seit fünf Jahren erhöht. Diese Zunahme geht in erster Linie auf aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche zurück. Überdurchschnittlich häufig sind Kinder mit alleinerziehenden Eltern oder mit zwei sowie mehr Geschwistern von Kinderarmut betroffen.

Was bedeutet Kinderarmut
Gemäß der Untersuchung gelten all die Kinder und Jugendlichen als armutsgefährdet, deren Familie weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens verdient – Foto: © ALA #562057882 – stock.adobe.com

Regionale Unterschiede

Zudem gibt es bundesweit deutliche regionale Unterschiede. Während die Quote im bayerischen Roth nur bei drei Prozent aller Kinder liegt, sind im nordrhein-westfälischen Gelsenkirchen nahezu 42 Prozent aller Minderjährigen von Kinderarmut betroffen.

In weiteren Städten aus dem Ruhrgebiet – darunter Dortmund, Essen, Duisburg oder Herne – ist der Anteil an in Kinderarmut lebenden Jungen und Mädchen mit mehr als 30 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich hoch.

Deshalb sprach sich die SPD-Fraktion im NRW-Landtag dafür aus, dass Deutschland einen Masterplan im Kampf gegen Kinderarmut benötige.

Vielversprechende Zukunftspläne?

Darüber hinaus sind hierzulande auch 1,55 Millionen an jungen Erwachsenen von 18 bis 25 Jahren von Armut bedroht. Dieser Anteil entspricht etwa jedem Vierten in der Gruppe, bei der somit im Vergleich aller Altersgruppen das höchste Risiko für Armut besteht. Diese Zahlen lassen darauf schließen, dass bekannte Maßnahmen wie Wohngeld oder BAföG nicht den erhofften Effekt erzielen.
Stattdessen sind viele junge Menschen auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.

Deshalb betonte die Bertelsmann-Stiftung, dass die von der Bundesregierung angestrebte Kindergrundsicherung so schnell wie möglich eingeführt werden müsse. Nach Informationen von Bundesfamilienministerin Lisa Paus von den Grünen sollen Familien und ihre Kinder ab 2025 von den Vorzügen der Kindergrundsicherung profitieren.
Aktuell ist davon die Rede, dass mit der Grundsicherung alle staatlichen Leistungen für Kinder zusammengefasst und ohne großen bürokratischen Aufwand ausgezahlt werden. Zu diesen Leistungen gehört das Kindergeld, Kinderzuschlag, steuerliche Kinderfreibeträge, Zuschüsse für Schul- und Freizeitaktivitäten sowie Leistungen für Kinder im Bürgergeldbezug.

Von Armut bedroht
Darüber hinaus sind hierzulande auch 1,55 Millionen an jungen Erwachsenen von 18 bis 25 Jahren von Armut bedroht – Foto: © gelmold #212632159 – stock.adobe.com

Kinderarmut ist nicht nur ein Schicksal

Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband reagierte ebenfalls auf in der Studie vorgelegte Zahlen.

Dessen Analyse zufolge sei es ab sofort zwingend notwendig, Grundsicherungsleistungen für Kinder um monatlich mindestens 200 Euro anzuheben.

Ulrich Schneider – Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands – äußerte sich ebenfalls kritisch und bezeichnete Kinderarmut nicht als Schicksal. Vielmehr sei dieses Problem das Ergebnis einer jahrzehntelangen politischen Unterlassung.

Forderungen nach finanziellen Mitteln

Das Deutsche Kinderhilfswerk rief dazu auf, betroffenen Kindern und ihren Familien eine materielle Absicherung zu ermöglichen. Außerdem sei es unerlässlich, deren Versorgung für soziale Teilhabe, Freizeit, Mobilität und Gesundheit zu gewährleisten.
In den Augen von Geschäftsführer Holger Hofmann sei es zwingend notwendig, dass hierfür erforderliche finanzielle Mittel bereits jetzt in den Finanzplanungen des Bundes eine wichtige Rolle spielen müssten.