Der Handel an den Währungsmärkten ist ohne den Einsatz großer Finanzhebel nicht vorstellbar. Anleger agieren mit dem zig- oder hundertfachen ihres Kapitals und verschaffen sich damit die Möglichkeit, an den absolut betrachtet kleinen Bewegungen des Marktes in großem Stil zu profitieren.
Im Laufe einer erfolgreichen Position aber – und dies ist vielen Tradern nicht geläufig – verwässert der Hebeleffekt. Je weiter der Kurs in die „richtige“ Richtung läuft, desto kleiner fällt die Hebelwirkung dabei aus. Der Grund liegt in der konstanten Finanzierungsschwelle, die sich im Zeitverlauf nicht bewegt und bewirkt, dass der Anleger einen immer größeren Teil der offenen Position durch Eigenkapital deckt.
Ein Marktimpuls in die eine oder andere Richtung führt dabei zu einer umso geringeren Bewegung des Kontostandes, je weiter der Kurs vom Finanzierungslevel entfernt ist. Auf dem Handelskonto steht bei einem im Gewinn befindlichen Trade sukzessive ein größerer Teil der hinterlegten Margin wieder zu anderen Zwecken zur Verfügung.
Um den bei Eröffnung der Position verzeichneten Hebel zu einem späteren Zeitpunkt im Verlauf eines Trades wieder herzustellen, muss der Finanzierungslevel angepasst werden. Am einfachsten kann dies durch eine kurzeitige Glattstellung und Neueröffnung der Position erfolgen.
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Rolling Turbos als Alternative?
Das amerikanische Investmenthaus Goldman Sachs emittiert seit einigen Jahren spezielle Hebelprodukte, die sich auf Währungen beziehen und eine tägliche Anpassung des Finanzierungslevels vornehmen. Die so genannten „Rolling Turbos“ werden an jedem Börsentag adjustiert, so dass der Hebel auf Schlusskursbasis stets konstant bleibt. Wer mit den Zertifikaten beispielsweise mit einem 50-fachen Hebel auf die Wertentwicklung des Euro gegenüber dem Dollar wetten möchte, sollte sich allerdings des besonderen Risikos einer fortlaufend angepassten Finanzierungsschwelle bewusst sein:
Steigt der Kurs an drei Tagen in Folge um jeweils in Prozent an, kann der Inhaber des Rolling Turbos sich über einen Gewinn in Höhe von 237,5 Prozent freuen. Sinkt der Kurs am vierten Handelstag um ein Prozent, reduziert sich der Profit auf 68,75 Prozent – deutlich stärker, als es bei einer gewöhnlichen Position mit verwässertem Hebel der Fall wäre. Auch sind die Rollkosten der Produkte nicht zu unterschätzen: Zwar fallen die Belastungen geringer aus als bei einer Anpassung in Eigenregie – absolut betrachtet aber ist der Aufwand, der sich aus gewöhnlichen Finanzierungskosten und Hedgeanpassungkosten zusammensetzt hoch.
Kein Knock-Out wie bei anderen Zertifikaten
Rolling Turbos sind mit einer Besonderheit verbunden: Wird im Laufe eines Handelstages die Finanzierungsschwelle durch den Kurs des Basiswertes erreicht, erfolgt kein Knock-Out, wie es bei gewöhnlichen Turbozertifikaten der Fall ist. Vielmehr setzt der Emittent den Handel des Produktes für den Rest des Tages aus und vollzieht wie an jedem anderen Handelstag auch den Rollvorgang, so dass das Papier am nächsten Tag wieder handelbar ist.
Mit Rolling Turbos lässt sich im günstigsten Fall ein gigantischer Profit erwirtschaften, da die Gewinne bei erfreulichem Marktverlauf mit einem konstanten Hebel multipliziert werden. Das obige Rechenbeispiel verdeutlicht allerdings die Ambivalenz der täglichen Finanzierungsanpassung. Die Problematik der Hebelverwässerung und die Möglichkeit diese zu umgehen sollten allerdings jedem ambitionierten Trader bewusst sein.