Der Abschluss eines Bausparvertrags war früher so sicher wie das Amen in der Kirche. Und das aus einem guten Grund, denn früher war es Gang und Gebe, ein eigenes Haus zu bauen und sein Geld in diese Immobilie zu investieren. Die Möglichkeit, zu bauen, eröffnet sich jedoch längst nicht mehr für jeden. Die Preise für Baustoffe und Grund und Boden sind in den letzten Jahren rasant in die Höhe geschossen. Im Allgemeinen wird die verfügbare Fläche zum Bauen rar, das Verwirklichen vom Traum des Eigenheims ist nur noch begrenzt möglich.
Trotzdem werben Bausparkassen noch immer hochmotiviert mit Bausparverträgen – leider nicht immer zum Vorteil der Kunden.
Inhaltsverzeichnis
Wozu wird ein Bausparvertrag überhaupt benötigt?
Ein Bausparvertrag soll – wie der Name schon ankündigt – künftigen Bauherren eine sichere Zukunft bei der Umsetzung ihrer baulichen Vorhaben ermöglichen, das verspricht zumindest die Werbung zahlreicher Anbieter von Bausparverträgen.
Was viele Verbraucher dabei nicht wissen: Die abgeschlossenen Verträge sind nicht selten unrentabel, vor allem zu Beginn der Vertragslaufzeit, in der sogenannten Sparphase, erwirtschaftet der Bausparvertrag keinerlei Rendite.
Inwiefern sich das heutzutage noch ändert, ist nicht abzusehen und kann nur schwer eingeschätzt werden.
Sparphase – Was genau steckt dahinter?
Grundsätzlich wird der Ablauf eines Bausparvertrags in zwei Phasen eingeteilt: Die Sparphase und die Darlehensphase. Die Sparphase ist von einer durchweg negativen Rendite geprägt, dafür sind die anfallenden Kosten des Bausparvertrags verantwortlich, denn diese sind in den aktuellen Zeiten höher als die Zinsen, die in dieser Sparphase gutgeschrieben werden.
Lediglich für den Fall, dass Vertragspartner eine Arbeitnehmersparzulage oder eine Wohnungsbauprämie erhalten, könnte bereits in der Sparphase eine attraktive Rendite zu erwarten sein.
Nächster Schritt: Die Darlehensphase
In der darauffolgenden Darlehensphase fällt ebenfalls nur dann eine Rendite an, wenn günstige Darlehenszinsen angeboten werden. Dies ist in den aktuellen Zeiten jedoch mehr als ungewiss, weshalb der Abschluss eines Bausparvertrags derzeit als nicht wirklich lohnenswert für die Zukunft eingestuft wird. Folgendes Beispiel dient zur verständlichen Erklärung:
Die Bausparsumme eines Bauherrn soll nach Ende der Laufzeit des Bausparvertrags 10.000 Euro betragen.
Diese Summe setzt sich aus dem Ersparten sowie dem Darlehen zusammen. Anfangs hat der Bauherr jedoch Kosten für den Vertragsabschluss in Höhe von 100 Euro zu bezahlen. Der Guthabenzins, den der Bauherr zu erwarten hat, liegt bei 0,25 Prozent. Mit diesen Konditionen startet er nun die Sparphase des Bausparvertrags. Monatlich zahlt der Bauherr in diesem Beispiel 50 Euro ein. Nach achteinhalb Jahren gilt der Bausparvertrag in diesem Fall als zuteilungsreif, sprich, der Bauherr dürfte das angesparte Darlehen bereits in Anspruch nehmen. Die Bausparsumme beläuft sich zu diesem Zeitpunkt jedoch erst auf 5155 Euro, darunter befinden sich lediglich 55 Euro Zinsen.
Der Bauherrr hat nach achteinhalb Jahren in Hinblick auf die 100 Euro Abschusskosten also bisher einen Verlust von 45 Euro gemacht. Der Bauherr hätte also mehr davon gehabt, wenn er das angesparte Geld in einer verschlossenen Schatulle im Kleiderschrank aufbewahrt hätte.
Allerdings darf nicht zu voreilige geschossen werden, denn auf die Sparphase folgt ja nun die Darlehensphase, in der das Darlehen bereits für einen Bau in Anspruch genommen werden kann. Die Summe von 5155 Euro kann nun also für den Bau des Eigenheims verwendet werden. Die restlichen 4845 Euro, die bis zur vereinbarten Bausparsumme fehlen, vergibt die Bausparkasse in diesem Beispiel für einen Zins von 2,5 Prozent im Jahr.
Das gesamte Darlehen muss innerhalb eines bestimmten Zeitraums wieder getilgt sein.
Rendite sieht anders aus
Unterm Strich fällt auf, dass es sich beim Bausparvertrag, wie er im obigen Szenario dargestellt wurde, nicht wirklich um ein sinnvolles Sparverhalten handelt. In der heutigen Zeit lässt sich allerdings nicht absehen, ob es jemals nochmal ein rentables Bauspardarlehen geben wird.
Der Grund, weshalb trotzdem noch immer viele Bausparverträge abgeschlossen werden, sind die vergleichsweise geringen Zinsen für diesen recht kleinen Kredit. Bei anderen Darlehensoptionen sind günstige Zinsen häufig erst ab einer Summe von 50.000 Euro oder mehr erhältlich. Die kleineren Kredite werden teurer verzinst und lohnen sich deshalb oftmals nichts für den Verbraucher, weshalb dieser letzten Endes zum Bausparvertrag tendiert.
Denn beim Bauspardarlehen ist es egal, wie hoch die gewünschte Bausparsumme ist, um einen Kredit zu erhalten.
Ist ein Bausparvertrag dann überhaupt noch ratsam?
Eine allgemein gültige Empfehlung kann auf diese Frage nicht ausgesprochen werden, denn es gibt durchaus alternative Angebote, die eine spätere Immobilienfinanzierung ermöglichen. Wer sich zum jetzigen Zeitpunkt also noch unsicher ist, ob er überhaupt ein Vermögen für die Finanzierung eines Bauvorhabens benötigt, der kann sich die hohen Kosten für den Abschluss des Bausparvertrags sparen.
Selbst die Verbraucherzentrale rät nur bedingt dazu, einen Bausparvertrag abzuschließen.
Für jene Personen, die die Voraussetzungen für eine Wohnungsbauprämie oder eine Arbeitnehmersparzulage erfüllen, ist ein Bausparvertrag noch am ehesten rentabel. Wem eine solche externe Förderung jedoch verwehrt bleibt, der sollte sich besser nach anderen Optionen umschauen.
Keine voreiligen Schlüsse ziehen
Wer übrigens bereits im Besitz eines Bausparvertrags ist, sollte diesen aufgrund der miserablen Rendite nicht einfach kündigen!
Altverträge sind mittlerweile um einiges rentabler als die neuen Bausparverträge. Ein Blick auf die abgeschlossene Guthabenverzinsung lohnt sich in diesen Fällen. Erste Unklarheiten und Fragen kann die kostenlose Beratung der Verbraucherzentrale beseitigen.