Fußball gilt in Deutschland als der beliebteste Sport. Mit mehr als 7 Millionen Mitgliedern, vertreten in allen Altersklassen, sowie zahlreichen Fans zählt Fußball der Volkssport in Deutschland. Aber wie entdeckte man diese Sportart eigentlich und warum wurde ausgerechnet der Sport des Fußballs so populär in Deutschland?
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So fand der Fußball nach Deutschland
Überlieferungen zufolge wurde Fußball wohl schon im 2. Jahrhundert vor Christus gespielt – und zwar in China im Rahmen der Ausbildung vom Militär.
Nach einer anschließend langen Reise gelang Fußball offenbar erstmalig im Jahre 1874 nach Deutschland, eingeführt von einem Gymnasiallehrer namens Konrad Koch in Braunschweig.
Koch wollte damit den Bewegungsmangel seiner Schützlinge bekämpfen und die ethische Tugend pflegen. So äußerte er einst, dass gerade beim Fußballspielen die deutsche Jugend, die offensichtlich schon damals „des frischen Spiels im Freien“ entwöhnt war, die verlorene Spiellust wiederfinde.
Im darauffolgenden Jahr erweiterte Koch die Sportart um einen Regelsatz, der den Regeln des heutigen Fußballs sehr ähnelt. So hat der deutsche Fußball zum Beispiel auch die gängigen Ausdrücke wie Eckball, Abseits und Halbzeit dem Lehrer Koch zu verdanken.
Vom damaligen Volkssport „Turnen“ verdrängt
Doch mit der Anerkennung in der Gesellschaft hatte es der Fußball in Deutschland längst nicht so leicht wie in seinem Mutterland England. Seit dem Jahr 1871, als die Gründung des Kaiserreichs erfolgte, regierte in der Schule als auch im Militär nämlich das Turnen die „Leibesertüchtigung und -erziehung“. Dies sollte bis ins 20. Jahrhundert andauern. Für den Fußball war es zu dieser Zeit nahezu unmöglich, das fest verankerte Turnen von seinem Thron zu stoßen.
Kein Wunder, wurde der Fußball nicht nur als der „englische Sport“ bezeichnet, sondern auch mit Namen wie „Fußlümmelei“ und „englische Krankheit“ sehr abwertend dargestellt. So kam es, dass anfangs hauptsächlich in Deutschland ansässige britische Unternehmen, ausländische Studenten, Techniker, Geschäftsleute und Botschaftsangehörige, sowie einige wenige Deutsche, die den Fußball aus England kannten – zum Beispiel durch einen Auslandsaufenthalt wegen des Studiums.
Außerdem konnte der Fußball, zumindest anfangs, nur die Besserverdiener erreichen, da die einfachen Arbeiter keine finanziellen Mittel übrighatten, um die Kosten für die Anschaffung der Fußballausrüstung zu stemmen. Im Gegensatz zu den Geringverdienern hatten die Angestellten ein ordentliches Einkommen, welches sie gut und gerne für ihre Freizeitbeschäftigung ausgaben.
Ferner blieb der Sport auch deshalb den feinen Herrschaften und Angestellten vorbehalten, weil sie sich bei ihrer Arbeit nicht körperlich verausgabten. Die einfachen Arbeiter hingegen leisteten schwere körperliche Anstrengungen und benötigten in ihrer Freizeit Erholung und Ruhe.
Der Fußball etabliert sich
Im Jahre 1900 gelang am Tage des 28. Januars der Durchbruch durch die Gründung des Deutschen Fußballbundes in Leipzig.
Beteiligt an der Gründung des heutigen sogenannten „DFB“ waren 86 deutsche Fußballvereine.
Noch im gleichen Jahr gelang es dem Fußball, zur olympischen Disziplin zu werden. Seit dem Jahre 1903 wurde die Deutsche Fußballmeisterschaft durch den DFB ausgerichtet. Im darauffolgenden Jahr war der DFB als Gründungsmitglied bei der Gründung des Fußball-Weltverbands (FIFA) dabei.
Von großer Bedeutung für die militärische Ausbildung
Einige Jahre später, um genau zu sein im Jahre 1908, wurde das Militär auf den Fußball aufmerksam und entdeckte darin die erzieherischen und körperlich fordernden Maßnahmen. Der Sport diente aber nicht nur zur Aufrechterhaltung der Fitness, sondern konnte auch ideologische Aspekte miteinbringen, indem sogenannte „Fußball-Schlachten“ geführt wurden. So sind die heutigen Begriffe wie Angriff, Deckung, Abwehr, Flanke und Parade ebenfalls Begrifflichkeiten, die ihren Ursprung in den frühen Anfängen des Fußballs haben – nämlich beim Militär.
Der Fußball gewann mehr und mehr an Bedeutung, nicht zuletzt deshalb, weil der ideale Fußballer viele Parallelen zum Soldaten aufwies: Beide waren pflichtbewusst, selbständig und loyal. Wichtig für das Zusammenspiel waren außerdem die Werte des Teamgeists, Wettkampfs, Trainings und der modernen Pädagogik. Beides war sowohl im Militär als auch im Fußball von großer Bedeutung für eine effiziente Funktionalität.
Ein Deutschland ohne Fußball gibt es nicht mehr
Die Beliebtheit des Fußballs wuchs in rasanter Geschwindigkeit. Auch der DFB wurde für die deutsche Gesellschaft zunehmend bedeutender, sowohl in sportlicher als auch gesellschaftspolitischer Hinsicht. Mittlerweile spielen über 8 % der Deutschen Fußball und sind als Mitglied in einem der über 27.000 deutschen Fußballvereine aktiv.
Fußball ist ein fester Bestandteil der deutschen Sportkultur geworden und ist aus diesem Grund nicht mehr wegzudenken. Fußball steht in Deutschland für ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl.
Die gemeinsame Philosophie der Sportler, nach Erfolg zu streben, als Einheit zu fungieren und mit sozialem Engagement aufzutreten, sorgt mit Sicherheit ebenfalls für die Beliebtheit des Fußballs hierzulande.
Neben den aktiven Sportlern selbst leben auch die dazugehörigen Fans den Fußball gänzlich aus. Bei nationalen und internationalen Ereignissen wie der Bundesliga, Champions League, Europameisterschaft oder Weltmeisterschaft treffen sich Fußballfans für das sogenannte Public Viewing und fiebern gemeinsam ihrer Lieblingsmannschaft entgegen. Auf öffentlichen Plätzen wird das Fußballspiel live übertragen, sodass jeder daran teilhaben kann und auch hier mitunter oftmals ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht. Zwar kann der Verlauf eines Spiels für viel nervenaufreibenden Inhalt und die ein oder andere verbale Auseinandersetzung unter den Fans sorgen. Doch dies zeigt eigentlich nur, mit wie viel Herzblut die Fans bei der Mitverfolgung des Fußballs dabei sind – und am Ende eines jeden Tages liegen sich die Fans letztendlich doch wieder in den Armen und grölen gemeinsam die Fußballlieder.