Das Herz schlägt schneller, die Atmung scheint zu versagen und die Beine fühlen sich plötzlich wie Pudding an: Das sind typische Anzeichen einer Phobie. Zum Teil müssen Betroffene noch nicht einmal mit einem echten Tier konfrontiert werden.
Menschen mit starker Tierphobie genügt bereits der bildhafte Anblick einer Spinne oder eines Hundes, um Angstgefühle auszulösen.
Inhaltsverzeichnis
Weit mehr als reine Abneigung oder Ekel
Eine Phobie ist übrigens nicht nur eine reine Abneigung oder der Ekel vor einem bestimmten Tier. Stattdessen führt eine Phobie schlimmstenfalls dazu, dass Betroffene dadurch in ihrem Alltag stark eingeschränkt sind.
Ein Beispiel sind an einer Hundephobie leidende Menschen, die in Gegenwart der Tiere beispielsweise aus dem Bus aussteigen müssen.
Dieses Bedürfnis verspüren sie ebenfalls, auch wenn sie dadurch zu einem wichtigen Termin zu spät kommen.
Ein eingeschränkter Alltag
Dieses Vermeidungsverhalten forciert die Angst vor dem entsprechenden Tier nicht nur. Im Laufe der Zeit wird die Angst sogar größer. Von einer Phobie ist die Rede, wenn die Angst so unverhältnismäßig groß wird, dass diese deutlich spürbares Leid zufügt und den eigenen Alltag massiv einschränkt. Auch wenn Menschen generell gegenüber allen Tieren eine Phobie entwickeln können, tritt das Phänomen bei einigen Tieren besonders häufig auf – allen voran bei Schlangen, Spinnen und Hunden.
Generell ist eine Phobie eine erlernte Angst, die zum Teil auf persönlichen Erfahrungen beruht. Entwickeln Betroffene beispielsweise eine Hundephobie, wurden sie in der Vergangenheit möglicherweise von einem Hund angefallen oder gar gebissen.
Eine andere Situation liegt bei Spinnen oder Schlangen vor, von denen Phobiker in aller Regel nicht angefallen wurden. Dennoch verursachen einstige Lernprozesse starke Angstgefühle. Sehen Kinder, wie Erwachsene auf bestimmte Tiere reagieren, können sie durch das Verhalten lernen, dass die Tiere auch gefährlich sein müssen.
Abneigung gegen Schlangen und Spinnen ist angeboren
Diesbezüglich wurde ein Experiment durchgeführt, bei dem sechs bis acht Monate alten Säuglingen Fotos von Schlangen und Spinnen gezeigt wurden. Wie Professorin Stefanie Höhl als Leiterin des Arbeitsbereichs Entwicklungspsychologie von der Uni Wien bestätigt, zeigten die Babys beim Anblick der Tiere tatsächlich schon Stressreaktionen.
Im Rahmen einer zusätzlichen Befragung stellte sich heraus, dass rund 50 Prozent aller Menschen eine Abneigung gegen Spinnen und/oder Schlangen haben.
Das bedeutet nach Höhls Aussagen jedoch nicht, dass eine Schlangen- oder Spinnenphobie auch tatsächlich angeboren ist. Doch höchstwahrscheinlich liegen biologische Faktoren vor, denen zufolge Menschen für diese Tiere besonders schnell eine Phobie entwickeln.
Reiner Überlebensmechanismus?
Bei einer Tierphobie ist es nicht maßgeblich, wie gefährlich ein Tier tatsächlich ist. Doch unser Gehirn enthält einen sogenannten Mandelkern, der Situationen oder Objekte aus Reflexen heraus mit Angst verknüpft. Bei dieser Reaktion wurde das tatsächliche Gefahrenpotential im Vorfeld nicht überprüft. Angst funktioniert, ohne darüber nachdenken zu müssen.
In vielen Notfällen rettet es sogar Leben, nicht erst über ein etwaiges Gefahrenpotential nachzudenken, sondern direkt fortzulaufen. Dieser Überlebensmechanismus ist allerdings gefährlich, wenn überhaupt keine reale Gefahr besteht.
Positive Verbindungen verknüpfen
Wer in dieser Situation souverän mit der eigenen Angst umgehen möchte, muss im Gehirn neue positive Verbindungen erstellen. Hierbei hat es sich bewährt, sich schrittweise mit dem jeweiligen Angstauslöser zu konfrontieren oder sofort der schlimmstmöglichen Situation auszusetzen.
Eine mögliche Strategie ist es beispielsweise, sich anfangs Bilder vom jeweiligen Tier anzuschauen und sich von toten Tieren letztendlich zu lebendigen Lebewesen vorzutasten.
Konfrontieren sich Betroffene gemeinsam mit einem Therapeuten über mehrere Minuten hinweg mit dem tierischen Angstauslöser, lässt das unangenehme Gefühl nach und verschwindet möglicherweise sogar komplett.
Das Gehirn macht neue positive Erfahrungen, so dass ältere Negativerfahrungen überschrieben werden. Im Kampf gegen die Phobie ist es deshalb unerlässlich, sich der Angst zu stellen und das Gefühl zuzulassen. Bei richtiger Anwendung trägt die Therapieform deshalb durchaus Früchte.