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Illegale Produkte auf Temu – hohes Risiko für die Verbraucher

Illegale Produkte auf TemuIllegale Produkte auf Temu – hohes Risiko für die Verbraucher - Foto: © julien leiv #675733088 - stock.adobe.com

Der chinesische Online-Marktplatz Temu hat auch in Deutschland viele Kunden. Das Warenangebot ist mit Mode, Schmuck, Technik, Werkzeugen, Haushaltsartikeln und vielem mehr schier unüberschaubar. Temu lockt potenzielle Kunden nicht nur mit außerordentlich günstigen Preisen, sondern auch mit einem geringen Mindestbestellwert und einer langen Rückgabefrist.
Allerdings bestehen auch Risiken, wie die EU-Kommission befindet. Sie wirft der Plattform vor, dass illegale Produkte angeboten werden, und sieht darin ein hohes Risiko für die Verbraucher.

Verstoß gegen das europäische Digitalrecht

Wie eine Analyse von Experten der EU-Kommission ergab, verstößt der chinesische Online-Marktplatz Temu gegen das europäische Digitalrecht. Die Ermittler konnten nachweisen, dass ein hohes Risiko für Verbraucher in der EU besteht, da ihnen teilweise Produkte angeboten werden, die illegal sind und gegen die europäischen Sicherheitsstandards verstoßen.

Wie die Brüsseler Behörde zu einer vorläufigen Einschätzung mitteilte, finden Kunden bei Temu mit hoher Wahrscheinlichkeit Elektronikprodukte oder Babyspielzeuge, die nicht mit den EU-Regeln konform sind.

Wie die Untersuchung ergab, war die eigene Risikobewertung von Temu vom Oktober 2024 grundlegend falsch. Das Unternehmen führte keine eigene Analyse der Plattform durch. Es verließ sich stattdessen auf allgemeine Branchendaten zur Bewertung potenzieller Gefahren.

Verstoß gegen das europäische Digitalrecht
Wie eine Analyse von Experten der EU-Kommission ergab, verstößt der chinesische Online-Marktplatz Temu gegen das europäische Digitalrecht – Foto: © AA+W #1256619938 – stock.adobe.com

Ermittlungen der EU-Kommission gegen Temu dauern bereits länger an

Gemäß dem Gesetz über digitale Dienste (DSA) wäre Temu laut der EU-Kommission dazu verpflichtet, gegen Risiken einer Verbreitung illegaler Produkte auf dem digitalen Marktplatz strenger vorzugehen. Die Kommissionsvizepräsidentin Henna Virkkunen sagte dazu, dass die Sicherheit der Verbraucher im Internet in der EU nicht verhandelbar ist.

Temu hat jetzt Gelegenheit, auf die Vorwürfe zu reagieren. Wenn Temu die Vorwürfe nicht ausräumen kann oder sein Verhalten nicht anpasst, kann die Kommission einen Verstoß formell feststellen. Temu muss dann mit einem Bußgeld bis zu sechs Prozent seines weltweiten Jahresumsatzes rechnen. Solche Strafen könnten angesichts der Aktivitäten von Temu auf der ganzen Welt in die Milliarden gehen.

Am 28. Juli 2025 betonte die von Ursula von der Leyen geleitete Behörde, dass sie final noch nicht entschieden hat, ob Temu tatsächlich gegen das EU-Recht verstößt. Die Behörde wies ausdrücklich darauf hin, dass sie auch zu anderen mutmaßlichen Verstößen des Online-Marktplatzes gegen das Digitalrecht ermittelt.

Dazu gehört auch die Verwendung von Gestaltungsmerkmalen des Marktplatzes, die Suchtpotenzial haben.

Die Ermittlungen der EU-Kommission gegen Temu laufen schon länger. Die Kommission gab bereits im Oktober 2024 bekannt, dass sie überprüft, ob Temu gegen den Verkauf von illegalen Produkten genug unternimmt. Die Kommission warf Temu unter anderem vor, dass unseriöse Händler auch dann wieder auf der Plattform auftauchen, wenn sie bereits gesperrt wurden.

Ermittlungen der EU Kommission gegen Temu dauern bereits länger an
Gemäß dem Gesetz über digitale Dienste (DSA) wäre Temu laut der EU-Kommission dazu verpflichtet, gegen Risiken einer Verbreitung illegaler Produkte auf dem digitalen Marktplatz strenger vorzugehen – Foto: © Azulblue #1519618240 – stock.adobe.com

Weitere Vorwürfe gegen Temu

Temu ist bei Kunden in Deutschland und Europa äußerst beliebt und zählt bereits zu den größten Onlinehändlern in Deutschland. Das Portal wird von mehreren Millionen Menschen in der EU genutzt. Nach dem EU-Digitalrecht gilt Temu als sehr große Online-Plattform (VLOP), denn das Unternehmen meldete, dass es in der EU monatlich mehr als 45 Millionen aktive Nutzer hat.

Unabhängig von den Untersuchungen auf der Grundlage des Gesetzes über digitale Dienste erheben auch die europäischen Verbraucherbehörden Vorwürfe gegen Temu.

Im November 2024 gab das Netzwerk für die Zusammenarbeit im Verbraucherschutz (CPC-Netz) bekannt, dass gleich mehrere Praktiken bei Temu gegen das EU-Recht verstoßen.

Solche problematischen Praktiken sind gefälschte Bewertungen, falsche Rabattaktionen und irreführende oder fehlende Informationen zu Rechtsansprüchen der Verbraucher. Kontaktangaben sind bei Temu versteckt, was bedeutet, dass Kunden Schwierigkeiten haben, sich bei Problemen an die Plattform zu wenden. Weiterhin entsteht der Eindruck, dass verschiedene Produkte nur für kurze Zeit oder nur begrenzt verfügbar sind.

Angespannte Handelsbeziehungen zu China

Die wirtschaftlichen Spannungen mit China nehmen zu. Beim EU-China-Gipfel wurde deutlich, dass trotz Gesprächsbereitschaft keine Fortschritte beim zentralen Streitpunkt Handel zu verzeichnen sind. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte, dass die Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und Europa ausgewogener werden müssen.