Jetzt, wo die langersehnten Impfungen gegen das Coronavirus angelaufen sind, kommt es zu neuen Sorgen. Das Virus mutiert und hat neue Varianten entwickelt. Bisher sind drei Mutationen des Coronavirus bekannt und auch in Deutschland sind schon Mutationen aufgetreten. Viele Menschen fragen sich nun, was dies für den weiteren Pandemie-Verlauf bedeutet und ob die Impfstoffe auch gegen die Mutationen wirken.
Inhaltsverzeichnis
Wie kommt es zu einer Virusmutation?
Bei allen Viren kommt es immer auch zu Mutationen, so auch bei SARS-CoV-2. Viren können nicht eigenständig überleben, sondern benötigen Zellen, in denen sie sich vermehren können. Bei der Vermehrung wird das Genom kopiert, wobei es immer wieder zu kleinen Abweichungen kommt. Bei diesen Veränderungen im Erbgut handelt es sich dann um die Mutationen. Die meisten Mutationen bleiben unbemerkt, einige Mutationen hingegen bringen größere Auswirkungen mit sich. So kommt es vor, dass das veränderte Erbgut die Viren schwächer macht und diese Varianten schnell aussterben. Andere Mutationen hingegen sorgen für eine schnellere Verbreitung der Viren. Diese Mutationen sind besonders gefährlich.
Von dem Coronavirus wurden inzwischen über 300.000 verschiedene Mutationen nachgewiesen, von denen die meisten allerdings harmlos sind.
Wenn von Mutationen die Rede ist, muss zwischen den Begriffen Mutation und Mutant beziehungsweise Variante unterschieden werden. Bei der Mutation handelt es sich um eine oder mehrere Veränderungen an einem Virus. Der Mutant oder die Variante bezeichnet hingegen das veränderte Virus selbst; umgangssprachlich ist auch hierbei oft von einer Mutation die Rede.
Welche Varianten des Virus sind bekannt?
Von den zahlreichen Corona-Mutationen, die bereits entdeckt wurden, gelten drei als gefährlich, da sie mit hohen Ansteckungszahlen in Verbindung gebracht werden.
Britische Variante: B.1.1.7
Die Variante B.1.1.7 wurde erstmals im September letzten Jahres in England entdeckt. In dieser Virusvariante wurde 17 Mutationen festgestellt, von denen drei für eine schnellere Ausbreitung sorgen.
Bei dieser Variante sind verschiedene Eiweiße auf der Oberfläche des Virus verändert, wodurch das Erbgut der Viren schneller in die menschlichen Zellen gelangt. Es ist noch nicht ganz eindeutig geklärt, inwieweit diese Version ansteckender ist als das ursprüngliche SARS-CoV-2-Virus. Während zunächst angenommen wurde, dass der Mutant wesentlich infektiöser ist, zeigen Ergebnisse einer neuen Untersuchung aus England, dass sich die Variante nur um etwa 6 % schneller verbreitet als das ursprüngliche Virus.
Südafrikanische Variante: B. 1.351
Die Variante aus Südafrika zeigt eine ähnliche Mutation wie die britische Variante, es gibt jedoch auch Unterschiede. Zusätzlich trägt dieser Mutant noch eine weitere Mutation im Erbgut, welche als E484K bezeichnet wird. Diese schwächt die menschliche Immunabwehr anscheinend und kann die Wirkung von Antikörpern bei bereits Genesenen abschwächen.
Hinweisen zufolge sind Impfungen gegen die Variante B. 1.351 weniger wirksam und Menschen, die nach einer überstandenen Corona-Erkrankung bereits Antikörper gebildet haben, können erneut erkranken.
Brasilianische Variante: P.1
Die Variante P.1 wurde vor allem in Brasilien in der Stadt Manaus nachgewiesen und sorgt dort für enorm hohe Infektionszahlen. Im Erbgut dieses Mutanten befinden sich 17 Veränderungen, von denen eine mit der britischen und südafrikanischen Variante gemeinsam ist und zudem handelt es sich bei einer um die Mutation E484K, welche sich auch in der südafrikanischen Variante befindet.
Wo haben sich die Mutanten bereits verbreitet?
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde die britische Variante bereits in etwa 50 und die südafrikanische Variante in 20 Ländern nachgewiesen. Über die Ausbreitung der brasilianischen Variante sind bisher keine näheren Angaben bekannt.
Alle drei Varianten wurden inzwischen auch in Deutschland nachgewiesen.
Am häufigsten wurde die britische Variante hier entdeckt. Laut dem Robert-Koch-Institut gehen etwa sechs Prozent der Neuinfektionen derzeit auf die Variante B.1.1.7 zurück. Genaue Angaben zur Verbreitung der Mutationen existieren noch nicht, denn es müssen erst seit dem 19. Januar mindestens fünf Prozent der positiven Proben auf Gen-Mutationen untersucht werden.
Wirken die Corona-Impfstoffe auch gegen die Mutationen?
Bisher sind in der EU drei Impfstoffe zugelassen: einer von BioNtech/Pfizer, einer von AstraZeneca und einer von Moderna. Laut aktuellen Untersuchungen sind die Impfstoffe von bioNtech/Pfizer und von Moderna auch gegen die britische Variante B.1.1.7 wirksam. Der Impfstoff von Moderna soll laut aktueller Studie eine geringere Schutzwirkung vor der südafrikanischen Variante bieten, die für einen ausreichenden Schutz bei frisch geimpften Personen sorgt.
Allerdings ist fraglich, wie lange der Impfstoff anhält. Der Impfstoff von AstraZeneca bietet vermutlich einen minimalen Schutz gegenüber der südafrikanischen Variante, schützt aber vor einem schweren Krankheitsverlauf.