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Sollte in Krisen in Gold investiert werden?

Sollte in Krisen in Gold investiert werden?Sollte in Krisen in Gold investiert werden? - Foto: © Couperfield #258281978 - stock.adobe.com

Gold ist für viele Privatanleger in Krisen-Zeiten eine Chance für die Risikostreuung und auch zur Stabilisierung der Wertentwicklung. Doch wie sicher ist Gold in finanziell schwierigen Zeiten?

Gold – Krisensichere Anlage?

In wachstumsstarken Volkswirtschaften mit rasant steigenden Löhnen wie China und Indien ist die Nachfrage nach Gold hoch. In Anlegerportfolios ist das Edelmetall über verschiedene Konjunkturzyklen hinweg als bewährtes Instrument zur Erzielung langfristiger Renditen und als wichtiger Faktor zur Portfoliodiversifikation beliebt.
In turbulenten Börsenphasen oder in Zeiten der Wirtschaftskrise bewegt sich der Goldpreis oft gegenläufig zum Markt und kann so für Stabilität in den Portfolios der Anleger sorgen.

Gold ist auch ein wertvoller Inflationsschutz und Wertaufbewahrungsmittel.

Während der Finanzkrise 2008/2009 setzten viele Anleger noch auf Währungen wie den US-Dollar. Das hat sich in den letzten Jahren geändert, wie die extrem hohe globale Nachfrage nach Gold im Jahr 2019 während des amerikanisch-chinesischen Handelskriegs und seit Beginn der Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020 zeigt. Schließlich ist Gold, als eines der ältesten Zahlungsmittel, auch die stabilste Währung der Welt.
Die Kaufkraftentwicklung von Gold von 2000 bis 2020 im Vergleich zu wichtigen Währungen wie dem US-Dollar oder dem Euro zeigt, dass letzterer um fast 81 Prozent gegenüber Gold abgewertet hat, ersterer um 82 Prozent. Kein Wunder also, dass Gold als überlegene Liquiditätsreserve gilt.

Gold -Krisensichere Anlage
Gold ist auch ein wertvoller Inflationsschutz und Wertaufbewahrungsmittel – Foto: © Maurice Tricatelle #296294545 – stock.adobe.com

Wie liquide ist Gold als Liquiditätsreserve?

Um eine Liquiditäts- oder Investitionsreserve in Krisenzeiten nutzen zu können, muss sie „liquide“ gemacht werden. Es ist wichtig, dass die Transaktionskosten beim Verkauf möglichst gering sind, da sie sich wertmindernd auswirken. Dies gilt insbesondere für Gold, da es keine Zinsen oder andere Erträge wie Dividenden abwirft. Die Tatsache, dass Gold zu den am stärksten gehandelten Instrumenten gehört, ist ein Vorteil.

Das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen von Gold ist weltweit auf 149,8 Milliarden Euro angestiegen. Im Vergleich dazu hat der europäische Referenzindex EURO STOXX 50 nur ein Handelsvolumen von 8,6 Mrd. Euro, und selbst die äußerst liquiden Währungspaare Euro/Yen und Euro/Pfund Sterling liegen mit 93,32 Mrd. Euro bzw. 97 Mrd. Euro weit hinter Gold zurück. Nur der S&P 500, der sich aus den Aktien der 500 US-Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung zusammensetzt, weist mit 186,16 Mrd. EUR ein noch höheres durchschnittliches tägliches Handelsvolumen auf.

Die Liquidität im Goldhandel ist in der Tat extrem hoch.

Im Jahr 2020 wechselten täglich 88 Prozent der gesamten Jahresproduktion den Besitzer. Ein höheres Maß an Liquidität ist kaum denkbar. Allerdings beziehen sich diese Zahlen ausschließlich auf Gold, das im Großhandel oder an der Börse gehandelt wird. Für Privatanleger kann die Situation unter Umständen anders aussehen, etwa wenn sie physisches Gold bei Rohstoffhändlern oder ihrer Hausbank kaufen wollen.

Wie in Gold investieren?

Privatanleger können in extremen Krisenzeiten direkt auf Goldbarren oder -münzen zugreifen und so eine Liquiditätsreserve außerhalb des Finanzsystems halten. Dies kann im Falle eines Systemcrashs ein entscheidender Vorteil sein.

Diese Liquiditätsreserve hat jedoch einen hohen Preis. Privatanleger profitieren nur bedingt von den Vorteilen des enormen Handelsvolumens des Edelmetalls, da die Preistransparenz beim Goldhandel über einen Juwelier, Händler oder eine Bank gering ist. Um nicht unnötig hohe Preise für physisches Gold zu zahlen, müssen sich Anleger daher auf einen eigenen umfassenden Preisvergleich verlassen, denn hohe Spreads fressen sofort einen Teil des Goldwertes auf.

Goldbarren und Goldmünzen
Privatanleger können in extremen Krisenzeiten direkt auf Goldbarren oder -münzen zugreifen und so eine Liquiditätsreserve außerhalb des Finanzsystems halten – Foto: © Luftbildfotograf #26146039 – stock.adobe.com

Zentrale Lagerung oder Tresorfach

Privatanleger können ihr physisches Gold auch bei ihrer Bank lagern. Schließfächer und eine zusätzliche Diebstahlversicherung sind jedoch ebenfalls mit zusätzlichen Kosten verbunden.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, direkt in zentral gelagertes Gold zu investieren, was den Vorteil hat, dass der Anleger in der Regel rund um die Uhr, auch am Wochenende, Gold kaufen oder verkaufen kann. Allerdings ist bei dieser Variante kein direkter Zugriff auf die Goldanlage möglich, was ihre Funktion als Liquiditätsreserve einschränkt. Das Gleiche gilt für die Banklagerung.

Im Falle einer extremen Krise kann es schwierig sein, an das Gold heranzukommen.

ETCs sind die beste Alternative zu direkten Goldanlagen Von allen Wertpapieren, die Gold indirekt unterlegen, wie Goldindizes, Aktien oder Zertifikate, kommen physisch unterlegte Gold-ETCs (Exchange Traded Commodities) einer Direktanlage am nächsten.

Für jeden zum Handel ausgegebenen ETC-Anteil wird daher eine entsprechende Menge physischen Goldes als Sicherheit gekauft und verwahrt. Ein großer Vorteil von Gold-ETCs sind die extrem niedrigen Transaktionskosten. Gold-ETCs sind ebenso liquide wie Blue Chips und werden an der Börse und in einem völlig transparenten Verfahren gehandelt. Mit ETCs können Anleger von der Tatsache profitieren, dass sie die Wertentwicklung von Gold direkt abbilden, ohne dass kostspielige Direktinvestitionen in physisches Gold erforderlich sind.

Fazit

Die Unabhängigkeit vom Finanzsystem hat ihren Preis Dem großen Vorteil der minimalen Transaktionskosten beim Handel mit Gold-ETCs steht ein gewisser Nachteil gegenüber: Es handelt sich um Wertpapiere, und wer einen völligen Zusammenbruch des Finanzsystems befürchtet, wird sich mit Gold-ETCs nicht sicherer fühlen als mit einer Anlage in ETFs.
Für einen zuverlässigen Inflationsschutz und als sicherer Hafen in einem funktionierenden Finanzsystem sind Gold-ETCs eine verlässliche und kostengünstige Alternative zu einer Direktanlage in Gold.