Schon seit einigen Jahren macht das Faszientraining mittlerweile auf sich aufmerksam. Während sich die allermeisten bis dahin nicht groß mit Faszien auseinandergesetzt haben, greifen nun seither immer mehr zur Faszienrolle, soll diese doch für das Lockern und Lösen von verspannten Muskeln ein beliebtes Mittel sein. Zahlreiche Sportler schwören mittlerweile auf die Rolle aus Hartschaum. Was es mit dem Hype auf sich hat, erläutert der folgende Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Faszien?
Faszien werden im medizinischen Sprachgebrauch als eine „wenig dehnbare, aus gekreuzt verlaufenden kollagenen Fasern und elastischen Netzen aufgebaute Hülle einzelner Organe, Muskeln oder Muskelgruppen“ beschrieben.
Vereinfacht kann man sagen, dass die Faszie im Wesentlichen nichts anderes ist als eine Weichteil-Komponente unseres Bindegewebes, welche unseren gesamten Körper mit einem sich in Spannung befindlichen Netz umhüllt und verbindet.
Streng genommen sind Faszien aber doch mehr als „nur“ eine Hülle. Aufgrund ihrer übergreifenden Struktur sind Faszien in der Lage, negativ zur Entstehung von Verspannungen und Schmerzen beizutragen.
Was bewirkt eine Faszienrolle?
Aus diesem Grund gilt die sogenannte Faszienrolle langsam aber sicher als Wunderwerkzeug gegen Verspannungen und Muskelkater. So soll die regelmäßige und korrekte Anwendung der Rolle unsere Schmerzen reduzieren, Muskelkater lindern und unsere muskulär bedingte Beweglichkeit verbessern. Darüber hinaus soll mithilfe der Faszienrolle auch das Bindegewebe gestrafft und gegen Cellulite vorgebeugt werden können.
Für die Anwendung der Faszienrolle gibt es nahezu keine Grenzen. Ob von Kopf bis Fuß oder Fuß bis Kopf, ob lediglich Waden, Oberschenkel oder Arme, Brust oder Rücken – mit der Hartschaumrolle lässt sich so gut wie jede Körperstelle behandeln. Vor allem aber Beine, Rücken und Gesäß lassen sich hervorragend massieren und ausrollen.
SMT – Sich selbst therapieren
Der offizielle Hersteller der Faszienrolle bezeichnet das Faszientraining als „Self-myofascial Therapy (SMT)“ bzw. als „Self-myofascial Release (SMR)“, was beides eine selbst durchgeführte myofasziale Entspannung zum Ausdruck bringen soll.
Durch gezielt ausgeübten Druck auf die jeweiligen Körperstellen sollen so kurzfristige, aber auch langfristige positive Effekte erzielt werden.
Kurzfristiger Effekt
Ein kurzfristiger Effekt ist die Vorbereitung auf eine anstehende Sporteinheit. Mit der Selbstmassage mittels Faszienrolle wird ein Flüssigkeitsaustausch an der betroffenen Stelle angeregt, was dazu führt, dass Lymphflüssigkeit und verstoffwechselte Produkte abtransportiert werden.
Dies regt wiederum den Stoffwechsel innerhalb der Faszie, der angrenzenden Muskulatur und den umliegenden Organen an. Zusätzlich werden durch die Massage und den gezielten Druck auf die Muskulatur auch unsere Muskeln weicher und beweglicher, was eine bessere Ausführung der Sportübungen bewirkt und folglich mehr Wirkung erzielt.
Langfristiger Effekt
Als langfristiger Effekt wird die Korrektur unserer Körperhaltung betrachtet. Durch eine verkehrte Körperhaltung und wiederkehrende, falsche Bewegungen, werden unsere Faszien negativ beeinflusst. In der Folge verkleben und verspannen sie sich, was uns nicht nur in unserer Dehnfähigkeit, sondern auch in unserer Gelenkmobilität spürbar einschränkt. Diese verklebten Stellen sind sogenannte Triggerpunkte, die mit einer Faszienrolle aus Hartschaum gezielt behandelt werden können.
Die Rezeptoren unserer Muskeln werden durch das Massieren der Triggerpunkte (also der Schmerzpunkte) stimuliert, was wiederum muskuläre Verspannungen löst und eine bessere Versorgung und Beschaffenheit der Faszien bewirkt. Folglich wird unser Gewebe geschmeidiger, belastbarer und sogar straffer.
Das sagt die Wissenschaft
Bezüglich der Wirkung einer Faszienmassage existieren bislang kaum Übersichtsarbeiten oder qualitative Vergleichsstudien. Inwiefern sich das Faszientraining also positiv auf die Gesundheit auswirkt, konnte bis dato noch nicht ausreichend erforscht und belegt werden.
Während eine Studie israelischer Forscher im Jahr 2017 die Schlussfolgerung hervorbrachte, dass es keine klinischen Studien gibt, die belegen würden, dass fasziale Schmerzen durch eine selbst durchgeführte Faszientherapie erfolgreich behandelt werden könnten, kamen ein britischer und finnischer Forscher zur Auffassung, dass das Faszientraining durchaus in der Lage sei, unsere Flexibilität zu erhöhen, die Regeneration unserer Muskeln zu unterstützen und Muskelkater generell zu reduzieren.
Auch ein Sprecher der Sporthochschule Köln äußerte, dass das Faszientraining positive Effekte auf unseren Organismus hat.
So werden nicht nur unsere Muskeln besser durchblutet, sondern eben auch der Stoffwechsel angeregt und unser Bindegewebe unterstützt. Auch die Beweglichkeit nimmt zu. Die einzige Sache, die das Faszientraining ebenfalls erfordert, ist die regelmäßige Beanspruchung der Muskeln. Denn wenn ein Muskel nicht regelmäßig gefordert wird, bringt auch das Ausrollen der entsprechenden Faszien nichts. Faszientraining macht daher nur dann Sinn, wenn ein Sportler die Absicht verfolgt, seine muskuläre Regeneration voranzutreiben. Voraussetzung ist – wie bei allem anderen auch -, dass man die Anwendung der Faszienrolle korrekt ausführt.
Das gilt es zu beachten
So sollte man auf der Faszienrolle nicht hin und her rollen, sondern stattdessen lediglich nur in eine Richtung rollen. Im Idealfall erfolgt dies zum Herzen hin, um den venösen Rückstrom zum Herzen zu unterstützen.
Auch die Geschwindigkeit bei der Benutzung einer Faszienrolle ist von großer Bedeutung. Schnelles Rollen zum Beispiel deutet auf eine falsche Anwendung hin. Stattdessen sollte man die jeweilige Körperstelle langsam und geschmeidig und vor allem mit starker Druckausübung über die Faszienrolle rollen.
Auch auf die Materialhärte sollte man achten. Die gängigen Faszienrollen, die es zu erwerben gibt, für oftmals viel zu hart. Denn an Stellen, an denen sich unterhalb der Haut direkt der Knochen befindet, kann mit einer zu harten Rolle schnell ein starker Schmerz entstehen. In der Folge verringern viele Anwender dann den Druck. Doch ohne Druck, bleibt auch der positive Effekt für die Faszien aus.
Die Faszienrolle – ein hilfreiches und nützliches Gerät
Mit der Hartschaumrolle lässt sich so manches bewirken in unserem Körper. Gesagt sei aber, dass man unbedingt die Anwendungshinweise beachten sollte, um nicht versehentlich einen Schaden anzurichten.
Wer sich nicht sicher ist, welche Rolle sich für das Training eignet, oder noch Fragen bezüglich der richtigen Anwendung hat, kann sich auch bei einem Arzt oder einem Physiotherapeuten erkundigen.