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Einkaufen in Zeiten der Pandemie – Wie sieht die Zukunft von Supermärkten aus?

Einkaufen in Zeiten der PandemieEinkaufen in Zeiten der Pandemie - Wie sieht die Zukunft von Supermärkten aus? - Foto: © Kzenon #406417245 - stock.adobe.com

Durch die Corona-Pandemie hat sich das Einkaufsverhalten der Deutschen stark verändert. Nun testen die Unternehmen auf der ganzen Welt neue Filialkonzepte. Einkäufe sollen zukünftig vermehrt ohne typische Kassiervorgänge, unter besseren hygienischen Umständen und schneller erledigt werden. Doch was bedeutet dieser Wandel für den Einkauf von Lebensmitteln im Einzelnen?

Der Wert des Kassenbonus als wichtiger Indikator

Aktuell kann noch niemand genau abschätzen, wie lange die Corona-Pandemie unseren Alltag noch bestimmen wird. Neben zahlreichen Einschränkungen wirkt sich die Pandemie auch auf das individuelle Einkaufsverhalten aus.

Die meisten Kunden gehen wesentlich seltener einkaufen.

Suchen sie den Supermarkt auf, landen wesentlich mehr Produkte auf dem Kassenband. Doch das ist noch längst nicht alles. Um den Erfolg der Filialen zu bemessen, analysierten Discounter und Supermärkte die Einkaufszettel der Kunden. Je höher der durchschnittliche Wert dieser Kassenbons je Kunde gewesen ist, als desto erfolgreicher wird die Filiale eingestuft.
Seit Ausbruch der Pandemie stieg der sogenannte Pro-Kopf-Kassenbon insbesondere in Filialen in guter zentraler Lage deutlich an.

Kundin im Supermarkt in Zeiten der Pandemie
Die meisten Kunden gehen wesentlich seltener einkaufen – Foto: © Goffkein #357681336 – stock.adobe.com

Die Lage der Supermärkte entscheidet

Im Gegensatz dazu müssen abseits gelegene Supermärkte mit massiven Umsatzrückgängen leben. Ein wichtiger Grund für diesen Negativtrend ist, dass um die Discounter gelegene Bau- und Möbelmärkte aufgrund der Lockdowns über Monate hinweg geschlossen sind. Um diesem Problem entgegenzuwirken, sollen Geschäfte zukünftig noch besser mit dem Fahrrad, Bus und Bahn erreichbar sein.
Zudem planen einige Shops, ihre Kunden auch nachts zu bedienen. Ausserdem sind immer mehr große Supermarktketten bestrebt, ihre Filialen in Innenstädte zu verlagern. Lokalpolitiker begrüßen diese Entscheidung, um Innenstädte wiederzubeleben. Doch im Gegenzug werden Händler für diese Milliarden-Investitionen ebenfalls Gegenleistungen einfordern. Beispielsweise besteht der deutsche Einzelhandel auf längere Öffnungszeiten, damit die einkaufsfreudige Klientel auch zur Nachtzeit mit Lebensmitteln versorgt werden kann.

Umsatzrückgänge bei abseits gelegenen Supermärkten
Abseits gelegene Supermärkte müssen mit massiven Umsatzrückgängen leben – Foto: © filmbildfabrik #309033111 – stock.adobe.com

Fokussierung auf klassische Produkte

Außerdem möchten immer mehr Supermärkte und Discounter zentrale Ladenflächen dafür nutzen, um digitale Lieferhubs zu forcieren und ihre Waren an Kunden umliegender Nachbarschaften zu verteilen. Diese Verteilung erfolgt via Roller, Fahrrad oder über öffentliche Verkehrsmittel. In diesem Zusammenhang verweisen Branchenkenner immer wieder darauf, dass digitale Urban-Stores sowie smarte City-Filialen zukünftig noch stärker an Bedeutung gewinnen werden.
Urban-Stores der Zukunft sind prall mit beliebten Lebensmitteln gefüllt. Hierbei sollen sogenannte Schnelldreher zum Einsatz kommen, mit deren Hilfe Discounter und Supermärkte insbesondere sehr häufig gekaufte Lebensmittel anbieten. Klassische Waren sind Brot, Getränke, Fleisch, Joghurt, Milch und Butter. Im Gegensatz dazu stehen ausgefallene Produkte oder Non-Food nicht auf der Verkaufsliste.

Das Ziel dieses Konzepts besteht darin, dass die Klientel tägliche Einkäufe per Bus, mit der Bahn oder dem Fahrrad befördern kann.

Deshalb stehen in diesen Urban Stores auch keine Einkaufswagen, sondern nur Körbe zur Verfügung.

Sensoren an Regalflächen

Durch dieses überschaubare Sortiment fällt es den Mitarbeitern der Discounter nicht schwer, die Regale auch schnell wieder mit neuen Waren aufzustocken. Leere Verkaufsflächen wären im Gegensatz dazu ein großer Nachteil, da die Lücken nicht genutzt werden.
Leere Regale sind bei diesen Urban Stores Fehlanzeige. Indem die Regalflächen mit besonderen Sensoren ausgestattet sind, können jederzeit die Bedürfnisse der Kunden berücksichtigt werden. Dank einsetzbarer Algorithmen erhalten Mitarbeiter gezielte Informationen darüber, welche Produkte mehr oder weniger großen Absatz finden.

Einkauf im Supermarkt
Leere Regale sind bei diesen Urban Stores Fehlanzeige – Foto: © M-Production #141876680 – stock.adobe.com

Amazon Go als Vorreiter

Insbesondere in der Coronakrise wird deutlich, dass ein höherer Umsatz nicht zwangsläufig auf zufriedenere Klientel hinweist. Insbesondere zu Stoßzeiten entstehen vor den einzelnen Niederlassungen längere Schlangen. Discounterketten wie Aldi, Rewe, Edeka oder Lidl errichteten zum Teil mittlerweile sogar Ampelsysteme, um aktuell gültige Einlassbeschränkungen zu berücksichtigen.

Allerdings könnte sich diese derzeit bestehende Sondermaßnahme als zukünftiger Regelfall etablieren. Derartige Einlassbeschränkungen gehören vor allem in Selbstbedienungsmärkten längst zum Alltag dazu. Ein Beispiel ist Onlinegigant Amazon, der in kassenfreien Prestige-Filialen namens Amazon Go längst auf Kundenzählmechanismen zurückgreift.

Integrierte Sensoren geben darüber Aufschluss, welche Regale Kunden in den Filialen zuerst ansteuern und wo sie sich am längsten aufhalten.

Zudem lassen Sensoren Schlüsse über die Frage zu, wie lange der Einkauf insgesamt andauert. Derartige Stores sind – dank Amazon – in den USA bereits gang und gäbe. Besondere Beachtung gilt bei diesem Konzept einer kontaktlosen Bezahlung, maximaler Hygiene, Schnelligkeit sowie einem überschaubaren Sortiment.

Aufschlussreiche Überprüfungen durch Sensoren

Die Sensoren sind im Eingangsbereich, am Boden sowie an den Decken darauf ausgelegt, die Kunden während ihres Einkaufs zu begleiten. Am Regal analysieren die Sensoren das Gewicht der einzelnen Waren. Entnehmen die Kunden dem Regal beispielsweise eine Packung Zucker, wird die Ware den Verbrauchern zugeordnet. An der Kasse werden die ausgewählten Artikel bezahlt. Die Sensoren sind in der Lage, die Produkte, Kunden sowie die Menge der Artikel zu erkennen. Smarte Supermarktregale stellen sogar fest, wenn sich die Verbraucher umentscheiden und die Produkte zurückgelegt werden. An den Kassen kommen verschiedene Zahlungssysteme zum Einsatz, darunter der Kassentunnel, der SB-Terminal oder ein Self-Scan via Smartphone samt Just Walk Out-Funktion.

Überprüfungen-durch Sensoren im Supermarkt
Die Sensoren sind im Eingangsbereich, am Boden sowie an den Decken darauf ausgelegt, die Kunden während ihres Einkaufs zu begleiten – Foto: © Monopoly919 #245295844 – stock.adobe.com

Hierzulande findet der SB-Terminal besonders großen Anklang. Hierbei sind die Kunden an Terminals dazu aufgefordert, die mit Touch-Display sowie Scannern ausgestattete Produkte selbst zu scannen. Auf diese Weise können bis zu sechs Kunden gleichzeitig auf Flächen bedient werden, für die eigentlich eine klassische Laufbandkasse angedacht ist.

Selfscan-Konzepte als System der Zukunft

Derartige Terminals sind in Discountern und Filialen von McDonald’s, Kaufland, Globus, Real, Edeka, Netto und Rewe mittlerweile allgegenwärtig. Discounter-Riese Lidl setzt die Systeme inzwischen ebenfalls im Ausland ein.
Im Gegensatz zu diesem Konzept gehen Selfscan-Konzepte sogar noch einen Schritt weiter. Hierbei scannen Kunden die erworbenen Artikel mit ihrem eigenen Smartphone ab. Aktuell testet Netto Marken-Discount die Idee bei Filialen in München. Nach Aussagen der IT-Spezialisten von Netto Marken-Discount ist es sogar möglich, dieses Self-Scan-Verfahren bundesweit anzuwenden.

Geringere Wartezeiten an der Kasse

Das Verfahren zielt darauf ab, dass Kunden die Preisschilder auf Produkte angegebene QR-Codes via App scannen. Systeme erfassen die Einkäufe.

Nach einer Bezahlung via App, an Kassen oder an SB-Terminals darf die Kundschaft anschließend die Geschäfte verlassen.

Dieser direkte Scanvorgang bietet wesentliche Vorteile. Die Wartezeit reduziert sich auf ein Minimum. Schließlich müssen Kunden nicht mehr die lange Wartezeit an der Kasse einschließlich des Auflegens der Waren in Kauf nehmen.

Eine weitere Verkaufsidee setzt sich aus Sensoren und dem Laufband zusammen. Zuerst legt die Kundschaft die Produkte auf einer Art Laufband auf, um die Produkte dann durch eine Art Kassentunnel zu befördern. Nachdem die Artikel abgescannt und erfasst wurden, zahlen die Kunden letztendlich per App oder am Terminal.

Weniger Personal in Discounter-Filialen

Halten die City-Filialen zunehmend in unserem Alltag Einzug, werden diese Niederlassungen zum Großteil nur noch mit wenig Personal besetzt sein. Im Gegenzug verlängern sich die Öffnungszeiten deutlich. Sogar in der Nacht steht es Kunden frei, den Einkauf via digitalem Checkout, Sensoren oder App vorzunehmen. Vor der Filiale wird Sicherheitspersonal positioniert, um einem Diebstahl entgegenzuwirken.

In den USA zeigten erste Tests bei Amazon Go bereits auf, dass sich zahlreiche Kunden um Mitternacht zum Teil ganz allein in den Filialen befinden. In diesem Zusammenhang bewiesen Studien, dass sich beispielsweise bei Musikeinspielungen bei ihnen ein Gefühl der Sicherheit einstellte. Ist nachts stattdessen nur ein Kunde in einer Filiale unterwegs, führt diese Situation schnell zu Angst- oder Stresszuständen. Deshalb verbessert Musik das Wohlfühlambiente deutlich. Fühlen sich Verbraucher allerdings sicher, werden sie auch eher wieder in die Geschäfte zurückkehren.